F.A. Uebel Querflöte aus Grenadillholz

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n.bongartz
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F.A. Uebel Querflöte aus Grenadillholz

Beitrag von n.bongartz »

Hallo,

ich habe eine Querflöte angeboten bekommen, gebaut von F.A. Uebel, die vollständig aus Holz besteht, auch der Kopf und würde gerne vor dem Kauf etwas näheres über das Instrument erfahren.
Habe leider zur Zeit die Seriennummer noch nicht.
Das Instrument hat keine offenen Grifflöcher, sondern alles geschlossenen Klappen.
Angeblich soll die Bauzeit zwischen 1900 und 1950 liegen, was mit etwas zu grob ist.

Weiss jemand, wann F.A. Uebel Querflöten aus Holz gebaut hat?
Waren das noch konische Flöten oder hatten die bereits eine zylindrische Bohrung?
Wenn das Baujahr eher nahe an 1900 liegt, müsste man auch fragen, ob das Instrument bereits nach dem Böhmsystem gebaut wurde oder noch nach älterer Bauart erschaffen wurde.

Norbert Bongartz

intune
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Re: F.A. Uebel Querflöte aus Grenadillholz

Beitrag von intune »

zu Uebel ist mir nur dies bekannt - beide Fachberichte stammen aus der Feder von Klaus Dapper:



Gustav Reinhold Uebel (1918-1981)

Übernahm 1959 die 1910 in Erlbach gegründete Holzblasinstrumenten-Werkstatt von seinem Vater Gustav Reinhold Uebel sen. (1873-1960). Dessen Vorfahren waren ebenfalls bereits im Holzblasinstrumentenbau tätig. G. R. Uebel lernte den Flötenbau bei seinem Vater und machte 1947 die Meisterprüfung. 1972 wurde die Werkstatt Betriebsteil des VEB (früher: PGH) "Sinfonia", es erfolgte die Zusammenlegung mit der Fa. Krebs. Die gemeinsame Firma wurde als "Flötenbau Erlbach" Teil des VEB "B&S" ("Blechblas- und Signalinstrumente"), die Marke "Gust. Reinh. Uebel" wurde weiterhin verwendet. Die Uebelflöten waren in der 70er und 80er Jahren auch in Westdeutschland beliebte Schülerflöten. Die in der sächsischen Tradition gebauten Konzertflöten (versilbert und Silberkopf) waren preisgünstig und sorgfältig hergestellt, hatten aber keine professionellen Spieleigenschaften. Ein auffälliges Erkennungsmerkmal der Konzertflöten war die lange Steckverbindung am Fußstück, bei der das Dis-Tonloch durch die Steckverbindung führte. Diese Bauweise geht auf die um 1900 gebauten Flöten des französischen Flötenbauers Djalma Julliot zurück. Neben Konzertflöten aus Metall wurden Konzertflöten aus Holz und Metall-Piccolos gebaut.

Die Firma Uebel bezog in den letzten Jahren vor der Wiedervereinigung Halbfertig-Teile von Hammig und montierte sie im eigenen Betrieb. 1991 übernahm die westdeutsche Firma W. Schreiber & Söhne diesen Betriebsteil, um hier Klarinetten ansetzen zu lassen; der Flötenbau wurde eingestellt.


Gerhard Rudolf Uebel (1915-1991)

Der in Wohlhausen ansässige Gerhard Rudolf Uebel war ausgebildeter Klarinettist. Er übernahm nach dem Tod seines Vaters Max Uebel (Bruder von F. Arthur Uebel) im Jahre 1936 einen Teil der Firma F. G. Uebel (Friedrich Gustav, Vater von Max und F. Arthur), in dem hauptsächlich Klarinetten gebaut wurden. Von Gerhard Rudolf Uebel sind einige ungewöhnliche Querflöten bekannt geworden: Um die Klangeigenschaften der Holzflöten zu erhalten, aber den Beschaffungsproblemen der DDR-Wirtschaft zu begegnen, baute er Querflöten mit einem Korpus aus massivem eloxierten Aluminium, silber-farben oder bunt(!). 1972 erfolgte die Verstaatlichung seiner Firma unter der Bezeichnung VEB Holzblasinstrumentenbau, ab 1977 Teil des VEB Sinfonia, ab 1984 beim VEB B&S.

In den 70er Jahren wurde die Flötenproduktion eingestellt, ab ca. 1980 wurden nur noch Klarinetten unter der Marke "F. Arthur Uebel" (Onkel von G. R. Uebel) gebaut.

Bilder der Aluflöte auf der homepage von Joe Sallenger: http://alpha1.fmarion.edu/goferjoe/uebel.htm.


........

mit F.U. Uebel gestempelte Quer's dürfen zugekaufte Ware sein.

aber ich lerne noch gerne dazu.


(Das Instrument hat keine offenen Grifflöcher, sondern alles geschlossenen Klappen.=
Das Instrument hat keine offenen Grifflöcher, sondern für alle Tonlöcher Klappen.)



ein Blick in den Dullat ergab folgendes.

FAU war noch 1911 bei Oehler in Lehre. 1963 lebte er ab. Das wäre also die mögliche Fabrikationszeit. Das Kürzel FAU als Warenzeichen wurde 1936 eingetragen (hier stellt sich die Frage wie ist die Quer beschriftet?).
Dullat spricht davon, dass er ein gutes Holzblas-Warensortiment hatte, das ist deutungsfähig.
Nach 1945 wurde z.t. die Blockflötenfertigung aufgenommen und hier fällt vielleicht der entscheidende Satz.... andere Holzblasinstrumente ( z.b. Flöten) wurden kaum noch gefertigt.

Ein hier eingestelltes Bild wäre schön

gleichfalls gehe ich davon aus, dass es sich um eine klassische Boehm Konstruktion handelt, im Sinne von zylindrisch

intune
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Re: F.A. Uebel Querflöte aus Grenadillholz

Beitrag von intune »

Nachtrag:

ich bin mit mir jetzt selbst nicht ganz im reinen :sad: - hat er oder hat er nur gestempelt,

hier ist jedenfalls ein realstück aus DIESEM forum:

http://www.museum-markneukirchen.de/for ... =13&t=1513

intune
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Re: F.A. Uebel Querflöte aus Grenadillholz

Beitrag von intune »


n.bongartz
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Re: F.A. Uebel Querflöte aus Grenadillholz

Beitrag von n.bongartz »

ja, das ist sie, das Angebot wurde jedoch gestern Abend zurückgenommen, ich vermute mal, das Instrument wurde an ebay vorbei verkauft. Schade, es sieht nämlich sehr gut aus und Uebel ist für seine Instrumente berühmt, ich spiele eine hervorragende Bassklarinette von ihm.

intune
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Re: F.A. Uebel Querflöte aus Grenadillholz

Beitrag von intune »

nun, ...in der frage, hat er nun oder nicht ....gebaut (SELBST) sind wir nicht weitergekommen.

FAU als klarinette (bis zu seinem tode) sind natürlich ein leckerbissen, ich freue mich auch dass ich da " sortiert" bin :wink2:

als seriennummer würde ich da lesen #11620 - lese ich richtig?

Dr. Enrico Weller
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Re: F.A. Uebel Querflöte aus Grenadillholz

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Hallo intune und alle anderen,

natürlich hat er bzw. seine Werkstatt Boehmflöten gebaut. Ich habe ja selbst eine und ein Piccolo dazu.

Bei Dullat ist das alles angedeutet (dieser Teil des Buchs ist übrigens von mir). In meinem längeren Uebel-Beitrag im Rohrblatt 1993/94 steht das auch ganz kurz, wobei mir später mitgeteilt wurde, dass es nach dem Krieg nur noch einen Boehmflötenmacher bei FAU gab, der dann zu Hammig gegangen ist. Ob die Boehmflöte wirklich bis zu Uebels Tod im Sortiment blieb, ist also nicht ganz klar, aber man ihr neben der Klarinette eine kleine Nische erhalten. (In meiner Betrachtung gibt es an die von uns gesehene Kontinuität der FAU-Seriennummern mehr und mehr Fragen und Widersprüche, denn es hat eine Flöte mit der Nr. 15.591 gegeben.)
)
Für FAU war übrigens auch Bruno Schreiber tätig, der jüngere Bruder des berühmten Carl August Schreiber jun., der selbst nie unter eigenem Namen gebaut hat.

Viele Grüße
E. Weller

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