Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

stspa
Beiträge: 6
Registriert: Do 17. Jan 2019, 10:12

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von stspa »

Liebes Forum,

in welchem Jahr wurde folgende A-Klarinette produziert?

Kurz unterhalb der Oktavklappe am Oberstück steht:
Generalvertretung
HUG & CO.
F. Arthur Uebel
Markneukirchen

Unten hinten jeweils am Ober- und Unterstück steht:
6660
8466

Insbesondere interessiert mich, was die Nummern 6660 und 8466 bedeuten.

Vielen Dank für Eure Einschätzungen und Diskussionsbeträge!

Dr. Enrico Weller
Mitglied des Museumsvereins
Beiträge: 515
Registriert: Do 26. Jan 2006, 20:44
Wohnort: Markneukirchen

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Hallo stspa,

ein Vertrieb der FAU-Klarinetten durch Hug & Co. wurde hier im Forum schon einmal angenommen. Vgl. http://www.museum-markneukirchen.de/for ... 3691#p6842

Die beiden Nummern auf Ihrem Instrument passen nicht recht zusammen. Nur die 8466 kann von FAU sein und müsste aus den ersten Jahren der Firma stammen. Dass Hug & Co. in dieser Zeit den Schweizer Vertrieb übernommen hat, ist möglich. Zumindest wurden mir von einem ehemaligen Mitarbeiter noch für die 1950er Jahre die Schweizer Firmen Marcandella und Hug genannt.

Viele Grüße
E. Weller

Dr. Enrico Weller
Mitglied des Museumsvereins
Beiträge: 515
Registriert: Do 26. Jan 2006, 20:44
Wohnort: Markneukirchen

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Guten Morgen,

noch ein Nachtrag: Wenn Sie Bilder des Instrumentes hier einstellen, dann ließe sich evtl. noch Genaueres sagen. Denn um 1940 haben sich bei den Uebel-Solisteninstrumenten einige Mechanikdetails geändert. Auch ein Foto der Signatur wäre interessant. Falls das Hochladen hier nicht funktioniert, dann geben Sie bitte eine Nachricht über pn.

Viele Grüße
E. Weller

intune
Beiträge: 1675
Registriert: Di 02. Okt 2007, 11:17
Wohnort: bei sinsheim

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von intune »

ist es eine der mischversionen??

verwechslung der teile von Bb und A klarinette?

tobi
Beiträge: 612
Registriert: Mo 02. Feb 2015, 17:07

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von tobi »

Hallo stspa,

Sie schrieben:
"
Unten hinten jeweils am Ober- und Unterstück steht:
6660
8466
"

Konkret nachgefragt. Heißt das:
* am Oberstück: 6660
* am Unterstück: 8466
??? Oder stehen beide Zahlen jeweils auf dem Ober- sowie auf dem Unterstück drauf?

Vielen Dank!
Tobi.

stspa
Beiträge: 6
Registriert: Do 17. Jan 2019, 10:12

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von stspa »

Hallo Tobi,

nach Rücksprache mit Herrn E. Weller glaube ich das Folgende. Herr Weller möge mich bitte korrigieren, falls etwas nicht stimmt.

Bei der A-Klarinette handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine aus der Werkstatt von F. Arthur Uebel. Der auf dem Bild erkennbare Firmenstempel ist zweigeteilt, unten der der Firma Uebel, oben der der schweizer Importfirma „HUG & CO.“. Die Klarinette wurde also von Uebel hergestellt und dann in der Schweiz von HUG verkauft.

Am Oberstück finden sich zwei Zahlen:
6660 (und darunter)
8466

Ebenso finden sich am Unterstück dieselben zwei Zahlen:
6660 (und darunter)
8466

Es ist nicht klar, was diese genau bedeuten. Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass eine die FAU-Seriennummer ist; die Herkunft der anderen ist unsicher, diese könnte von HUG eingraviert wurden sein. Wäre 6660 die Seriennummer, so würde dies bedeuten, dass es sich um eine der ersten Klarinetten aus der Werkstatt von F. Arthur Uebel handelt, Baujahr ca. 1936. Wäre 8466 die Seriennummer, was Herrn Weller etwas wahrscheinlicher erscheint, dann wäre das Baujahr ca. 1940. Man kann das Baujahr nicht genau bestimmen, da es aus dieser Zeit (1936 bis 1945) keine Belege wie beispielsweise Rechnungen zu Klarinettenverkäufen gibt, die die Seriennummern mit Jahreszahlen in Einklang bringen. Für jeweils eine Klarinette aus den Jahren 1956 und 1963 ist dies gelungen. Daher lassen sich Arthur-Uebel-Klarinetten der Jahre ca. 1950 bis 1963 besser datieren.

Spannend wird es bei der Stimmung des Instruments, da vor 1939 das A uebel-icherweise tiefer (ca. 438 Hz) war. Ich werde versuchen, die Stimmung des Instruments zu bestimmen und dann darüber hier berichten.

Viele Grüße
stspa
Dateianhänge
IMG_20190121_130348_red.jpg

tobi
Beiträge: 612
Registriert: Mo 02. Feb 2015, 17:07

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von tobi »

... noch eine Idee mit der Bitte um Prüfung:

Die Nummern 6660 und 8466 beinhalten beide die Zahl 6.
Können Sie vielleicht erkennen, ob für beide 6en unterschiedliche Stempel genutzt worden sind? Ein Bild der Stempel wäre toll...

Tendiere momentan auch eher dazu, dass die 8466 die Seriennummer von F.A. Uebel gewesen ist.
Hier ein Bild der Seriennummer 8584 - am Unterstück.
Seriennummer 8584.jpg
Seriennummer 8584.jpg (39.11 KiB) 8876 mal betrachtet
Ist die Position der 8466 dieselbe? Dann sollte wohl auch die 8466 die Seriennummer sein.
Die Klarinette 8466 ist eine B-Klarinette mit 443 ... 445 Hz - quasi fast mit High-Pitch. Sie wurde in die Niederlande nach Zwolle geliefert (so gestempelt). Sie sollte ca. in 1940 gebaut worden sein.

Bin gespannt auf die Stimmung vom Instrument.
Grüße,
Tobi.

stspa
Beiträge: 6
Registriert: Do 17. Jan 2019, 10:12

Re: Alter von Uebel 621

Beitrag von stspa »

Hallo Tobi,

vielen Dank für Ihre Nachricht, Sie bringen etwas Licht in die Sache! Ich habe die beiden Seriennummern nebeneinander gestellt. Man erkennt dieselbe Position (grüne Linie) in Bezug auf den unteren Zapfen und, dass die Zahlen 4 und 8 dieselbe Schriftart sind. Die Zahlen der Nummer 6660 unterscheiden sich deutlich. Damit ist meines Erachtens nachgewiesen, dass 8466 die Seriennummer ist und nicht 6660. Die 6660 wurde wohl nicht von Uebel angebracht, vielleicht vom Importeur HUG. Die 8466 passt auch sehr gut in die bisher bekannt Seriennummerierung von FAU. Das Baujahr ist damit ca. 1939/40. Faszinierend!

Viele Grüße
stspa
Dateianhänge
UebelSeriennummern8466_8584.jpg
UebelSeriennummern8466_8584.jpg (49.23 KiB) 8874 mal betrachtet

tobi
Beiträge: 612
Registriert: Mo 02. Feb 2015, 17:07

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von tobi »

Guten Abend,
freut mich sehr - ich stimme Ihnen 100%ig zu!!

Können Sie vielleicht noch ein letztes Foto von der Nummer 6660 einstellen - damit wir alle den optischen Vergleich haben?
Oder vielleicht sogar ein Bild mit beiden Nummern drauf?

Besten Dank und viel Spaß mit dem tollen Instrument !!
Tobi.

PS: hat die Stimmungsanalyse von der A-Klarinette noch etwas ergeben?

stspa
Beiträge: 6
Registriert: Do 17. Jan 2019, 10:12

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von stspa »

Hallo Tobi,

die Stimmung zu bestimmen wird dauern - ich habe so etwas noch nie gemacht. Erwarten Sie bitte kein schnelles Ergebnis, irgendein Ergebnis wäre schon ein Erfolg für mich! Ich weiß noch nicht einmal, in welchem Register die Analyse am Besten erfolgt.

Eine Frage hätte ich jetzt doch noch: Handelt es sich bei diesem Modell um eine 621?

Viele Grüße
stspa
Dateianhänge
Seriennummer 8466 6660.jpg
Seriennummer 8466 6660.jpg (34.91 KiB) 8866 mal betrachtet

intune
Beiträge: 1675
Registriert: Di 02. Okt 2007, 11:17
Wohnort: bei sinsheim

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von intune »

verschiedene Stempelungen (Stempelformen) sind es , das ist unstrittig,

Hug hat nicht separat gestempelt - wie kommt man darauf?

es bleibt spannend.

tobi
Beiträge: 612
Registriert: Mo 02. Feb 2015, 17:07

Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von tobi »

Hallo stspa,
danke für das Foto - damit ist unsere Vermutung bzgl. der Seriennummer wohl bewiesen.

Bei den Uebel-Modellen kenne ich mich nicht wirklich aus. Das "Modell 621" ist aus meiner Sicht erst viel später definiert worden. Wie auch immer, dazu sollten lieber die anderen Spezialisten Stellung beziehen. Es fehlt aber auch hier das ein oder andere Foto, ohne welches die Mechanik nicht analysiert werden kann ...

Das Thema mit der Stimmung müsste einfach sein: Sie benötigen dazu natürlich ein Stimmgerät. Auf einer A-Klarinette müssen Sie c spielen, dann erklingt das a auf einem c-Instrument (z.B. Klavier). Die Schwingungen für diesen Ton müssen Sie mit dem Stimmgerät messen - 440Hz wäre die Normalstimmung, nach der damals vielfach die Instrumente gebaut wurden. Heute spielt man in den Profi-Orchestern in der Regel Instrumente mit 442-443 Herz (glaube ich zumindest). Damals wurden Instrumente in Deutschland oft mit 435 Herz gebaut - zumindest bis zur Stimmtonkonferenz in 1939, in der der Kammerton a mit 440 Herz festgelegt wurde. Es wurden auch noch weit nach 1939 diverse Instrumente mit 435 Herz gebaut, aber auf Anforderung des Kunden auch mit anderen Sonder-Stimmungen ...

Also, viel Spaß beim Forschen!

Beste Grüße,
Tobi.

Dr. Enrico Weller
Mitglied des Museumsvereins
Beiträge: 515
Registriert: Do 26. Jan 2006, 20:44
Wohnort: Markneukirchen

Re: Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Guten Abend,

nachdem wir uns hier und auch direkt per Mail ausgetauscht haben, melde ich mich noch einmal zu Wort.

Zunächst freue ich mich, dass gerade die Meldungen zu diesem Thema zeigen, wie man in unserem Forum weiterkommen kann. Danke Tobi!

Wichtig erschien mit, die aktuelle Diskussion von „Uebel 621“ zu trennen. Das hat Heidrun Eichler als Administratorin des Forums geregelt. Auch hierfür besten Dank.

Denn die FAU 621 war ein Modell, welches erst nach Arthur Uebels Tod angeboten wurde. Es gehört in die gemeinsame Ära von FAU und GRU, erstmals ist es 1968 in Katalogen zu finden und es erfreut sich bis heute bei Kunden einer großen Beliebtheit, so dass alle weiteren Inhaber der Firma FAU auf dieses „Kernmodell“ nicht verzichten konnten, wenngleich man es natürlich weiterentwickelt hat.

In den Katalogen der Firmen FGU und FAU der 1930er Jahre findet sich zum dem bei Hug vertriebenen Instrument keine adäquate Entsprechung. Klarinetten mit 6 Ringen (Nr. 452 bzw. 620) hatten dort zumindest die doppelt F/C-Klappe am Oberstück.

Das Ergebnis der Stimmungskontrolle würde mich auch interessieren.

Viele Grüße
E. Weller

tobi
Beiträge: 612
Registriert: Mo 02. Feb 2015, 17:07

Re: Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von tobi »

... noch ein Nachtrag:

Lt. Dr. Weller wurde die folgende Klarinette mit SN 65242 in 1965 gebaut, ist also das 242. Instrument in diesem Jahr. Und: Es handelt sich um das Modell 621. Folglich gab es diese Modelle bereits in diesem Jahr.
SN 65242 aus 1965.png
SN 65242 aus 1965.png (42.32 KiB) 8690 mal betrachtet
Beste Grüße,
Tobi.

Christian-Grenoble
Beiträge: 38
Registriert: Di 27. Okt 2009, 21:18

Re: Uebel-Klarinette mit HUG-Stempel

Beitrag von Christian-Grenoble »

Guten Tag,

im wesentlichen kann ich bestätigen, was hier bislang zu dem Instrument gesagt worden ist.

Ich habe mich sein einigen Jahren, ausgehend von den Forschungen von "Hans aus Holland" (den ich hier herzlich grüssen möchte, wenn er mitliest), mit der Präzisierung des Uebel-Nummernschemas beschäftigt. Die jährlichen Produktionszahlen waren vor dem Krieg und im Krieg etwa doppelt so hoch wie in der Nachkriegszeit. Festmachen kann man dies unter anderem an den Solistenmodellen (im Katalog von 1937 "Meisterarbeit" genannt) und dem Übergang in den Seriennummern 95xx, bei diesen Instrumenten, von der Stöhr-Mechanik zur "Neuen Oehler-Mechanik", die FAU im Jahre 1940 als DRGM angemeldet hat.
Die Klarinette, um die es hier geht, ist 1938 gebaut worden.

Instrumente mit dem zusätzlichen Hug-Stempel plus Hug-Seriennummer sind nicht selten. Es sind mindestens zwei Varianten des Hug-Stempels bekannt, ausser der hier abgebildeten, überwölbt von dem Wort "Generalvertretung", gibt es noch eine einfachere, ohne diesen Zusatz: also nur, in zwei Linien, "Hug + Co", "Zürich".

Ich besitze eine sehr einfache 11xxx (17 Klappen, fünf Ringe, keine Gabel-F-Verbesserung, ungalvanisierte Mechanik) mit dem kompletten Stempel. Das Instrument ist während des Krieges, wohl kurz vor der kriegsbedingten Einstellung der Produktion, hergestellt worden.
Wann FAU in den Kriegsjahren genau aufgehört hat, Instrumente zu bauen (stattdessen wurde die Werkstatt dann Zulieferer für die Rüstungsindustrie), und wann nach dem Krieg die Herstellung wieder aufgenommen worden ist, und mit welchen Seriennummern, gehört noch zu den kleinen Forschungsproblemen. Immerhin sind Instrumente bis ca. 115xx bekannt, die nachweisbar (Stempel von NS-Organisationen oder Wehrmacht) vor 1945 gebaut worden sind. Hier etwa ist der Bruch anzusiedeln, was dann Ende 1942/Anfang 1943 entsprechen würde.

Instrumente mit dem Hug-Stempel und zusätzlicher Hug-Seriennummer sind bis 1972 nachweisbar, das jüngste mir bekannte Instrument ist eine 682 (erstes Modell, noch mit "richtiger" Bechermechanik) aus diesem Jahr.

Ich besitze eine vollausgestattete 16xxx mit der einfachen Hug-Stempelausführung, eine weitgehend baugleiche 15xxx (allerdings mit der in dieser Phase häufigen Duodezimhülse aus Bakelit) mit dem einfachen Stempel ist vor einigen Monaten von einem in Klarinettistenkreisen gut bekannten Berliner Musikhaus angeboten worden. Eine 11xxx-Es-Klarinette, ursprünglich ungalvanisiert, ist durch meine Hände gegangen. Die 8xxx, die hier Diskussionsgegenstand ist, erlaubt die Feststellung, dass die Verbindung zur Firma Hug über die ganze Dauer der Firmenleitung durch F. Arthur, sowie dann durch G. Rudolf Uebel bestanden hat, und auch in den Kriegsjahren intensiv war.

Mich würde sehr interessieren, um welches Modell es sich bei dieser A-Klarinette handelt - das ist aus den eingestellten Photos nicht ersichtlich. Aus einem Beitrag von Enrico Weller schliesse ich, dass es ein eher einfaches Instrument ist ? Könnten Sie vielleicht noch Photos einstellen, die das gesamte Instrument zeigen ?

Grüsse aus Grenoble

Christian

Antworten