Ist es eine Klarinette?

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

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backmac
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Ist es eine Klarinette?

Beitrag von backmac »

Hallo,

ich habe hier einen Korpus eines Blasinstrumentes vorliegen und würde gerne wissen, was das ist. Ein Bild habe ich an diesen Forumeintrag angehängt. Wie man ein Bild in den Text integrieren kann habe ich nicht herausgefunden.

Es sieht so ähnlich aus wie der Korpus einer Klarinette, ist aber aus Metall. Entweder handelt es sich um Messing oder eloxiertes Alu. Der Körper ist 43 cm lang und hat diverse Bohrungen für Tonlöcher. An der Spitze befindet sich die Gravierung. G. Rudolf Uebel Wohlhausen.

Kann mir von Euch jemand einen Hinweis dazu geben. Gerne verschicke ich auch ein entsprechendes Bild.

Viele Grüße,

Guido
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intune
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Re: Ist es eine Klarinette?

Beitrag von intune »

hallo backmac,

ich würde das teil gerne mal vermessen - ist das möglich?

intune

backmac
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Re: Ist es eine Klarinette?

Beitrag von backmac »

Hallo intune,

klar jederzeit. Du kannst Dir entweder das Teil selber anschauen oder du teilst mir mit welche Maße du haben möchtest, dann werde ich die Info schnellstmöglich zur Verfügung stellen.

Viele Grüße,

backmac

Johannes Meinel
Museumsmitarbeiter
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Re: Ist es eine Klarinette?

Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo intune,

ich bin zwar auf diesem Gebiet nur ein Laie, und nochmals Laie, aber dieser "Korpus" einer Querflöte (nach meiner Meinung) wurde so, in der Ausführung von Uebel um die 1970er Jahren gebaut ( sicher auch schon etwas früher und später). Was bei diesem "Korpus" an eine Klarinette erinnern soll, kann ich nicht sagen. Noch schwieriger ist es, aus solch einem Korpus Klarinetten zu fertigen. Aber es gibt ja so manchen Künstler auf diesem Gebiet.
Ich kenne Querflöten aus dieser Zeit, eloxiertes Aluminium, die damals in Fachkreisen als "Bombe" bezeichnet wurden. Der Begriff "Bombe" kam sicherlich zustande, weil diese Querflöten recht "dickwandig" und schwer waren. Aber Enrico und Mario Weller werden Ihnen da sicherlich mehr berichten können; auch über die Stimmung dieses(r) Instruments(e). Vielleicht ist es ja auch ganz etwas anderes und ich liege völlig falsch.
Wartens wir ab.
Viele Grüße aus dem schönen Vogtland
Hannes

intune
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Re: Ist es eine Klarinette?

Beitrag von intune »

danke hannes :pardon:

alles schon geklärt per tel.

es ist eine quer aus alu mit kombiniertem mittel und fußstück!
bombe ist gut!!

dickwandig deswegen weil die säulchen nicht auf der schiene aufgelötet wurden , sondern wie man sieht "pseudo klassisch" mit sachlöchern und gewinde zu befestigen sind.

interessanter versuch etwas neues zu gestalten.....und das wars dann auch schon.


ich dachte immer ALU wäre in der ddr ein rarer stoff gewesen, oder hat man da ein paar iljuschin eingeschmolzen ?? :shok: :yahoo:

Johannes Meinel
Museumsmitarbeiter
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Re: Ist es eine Klarinette?

Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo intune,
"Alu" war und ist immer noch ein rares Metall, allerdings wir "DDRler" hatten sogar als Zahlungsmittel die sogenannten "Alu-chips". Solch einen Luxus konnte sich der Rest der Welt natürlich nicht leisten. Wir waren also in unserem Land durchaus irgendwie privilegiert. Aber so richtig schätzen konnten wir dies nicht und haben uns dann nach der "Wende" doch die weiche DM andrehen lassen. (nicht ernst gemeint; gehört eigentlich auch nicht hierher).
Gruß Hannes

Dr. Enrico Weller
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Re: Ist es eine Klarinette?

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Lieber Guido,

mit seiner Einschätzung, dass es sich um den Korpus einer Aluminiumquerflöte handelt, hat Johannes als „gelernter Pfeifenmacher“, der nun bei den Zupfinstrumenten zu Hause ist, völlig recht.

Bisher war mir nur bekannt, dass die Firma G. Rudolf Uebel Flöten oder auch Bassklarinetten aus Aluminiumrohr gebaut habe und dass es diese sogar in verschiedenen Farben gegeben haben soll. Ein Blick in einige Dokumente zur Firma GRU gibt aber weiteren Aufschluss.

Das von Ihnen gezeigte und beschriebene Rohr entspricht dem bundesdeutschen Patent Nr. 1.010.808. Angemeldet bereits am 7. Dezember 1955. Es beinhaltet „Körper für sog. Holzblasinstrumente“. Der aluminiumartige Leichtmetall wird hier als „ Hydronalium“ bezeichnet.
Damit lässt sich Zeit der Herstellung in eine Richtung einigermaßen eingrenzen. Vielleicht kann ich auch noch in Erfahrung bringen, bis wann derartige Flöten gebaut wurden. Entsprechende Modelle waren wohl bis zur Wende noch in einem Musterschrank vorhanden. Sie wären auch für unser Museum nicht uninteressant gewesen.

Viele Grüße
E. Weller

RoBass
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Re: Ist es eine Klarinette?

Beitrag von RoBass »

Zum Alu: Nach einem Warenverkehrsabkommen aus den 70ern mit Rumänien und Bulgarien hatte die DDR einen recht guten Zugriff auf Bauxit und Tiegelware (Aluminium). Ursache dafür war, daß u.a. die eigenen, geförderten Kupfervorräte aus dem Mansfelder Revier für selbige Länder und die UDSSR zwangs"verringert" werden mußten. Ergo bekamen Kabelwerk Ost und anderweitige Drahtverarbeiter importiertes Alu statt eigenem Cu zum Drahtziehen ;-) Die berühmten AlCu-Kabel und solche Exemplare wie die Alu-Querflöte sind da also ganz folgerichtige "Produkte". Nennt sich Substitution: Messing= kupferbasiert= rar, Alu=verfügbar (und kaum für was Anderes zu gebrauchen:-).
Heute ist Aluminium halt zu teuer, da die Energiebilanz Wahnsinn ist. Aber am Eisernen Tor gab's damals genug "Rest"Strom für die Aluhütten.

Ganz simpel, wenn man die RGW-Planwirtschaft verstanden hat...

Gruß
Roman



PS: Hat übrigens schon mal jemand Thermoholz für Blasinstrumente oder Saiteninstrumentenhälse eingesetzt?

intune
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Re: Ist es eine Klarinette?

Beitrag von intune »

@johannes,

keine sorge, mein schwarzer humor ist größer wie das schwarze loch. da ich auch in früheren jahren etwas numismatik betrieben habe, kenne ich auch die alu-chipps-münzen, die nebenbei sehr schnell "schmutzig" wurden - und wenn man sie auf den tisch geworfen hat, klang immer heraus "reicht nicht!" :rofl:

ansonsten will ich mal wieder feststellen wie informativ und unterhaltsam das MNK-forum ist wenn sich paar nasen zusammenfinden.

macht spass!

intune

n.s. alu.klaris ( die kleinen ) gibts in alu auch.

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