F.O. Uebel aus Leipzig

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

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tobi
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F.O. Uebel aus Leipzig

Beitrag von tobi »

Hallo,
weiß jemand etwas über Flöten von F. O. Uebel aus Leipzig?
Ich bekomme demnächst von F.O. Uebel eine Holz-Querflöte aus Holz mit Metallmundstück. Ich habe eine Moritz Max Mönnig Querflöte gesehen, die eine ähnliche Bauweise wie die F. O. Uebel Querflöte hat. Daher mein explizites Ineressse.

Schönen Dank für die Infos,
Tobi.

Heidrun Eichler
Museumsmitarbeiter
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Re: F.O. Uebel aus Leipzig

Beitrag von Heidrun Eichler »

Hallo Tobi,

unsere Experten sind gerade im Urlaub. Also, noch etwas Geduld, bitte.

Einen schönen Sonntag
wünscht
Heidrun

intune
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Re: F.O. Uebel aus Leipzig

Beitrag von intune »

isch ä nix uälaup , ischä arschief gekuggt.



Holzblasinstrumentenbauer
F. Oskar Uebel in Leipzig,

Die Firma wurde 1906 gegründet, bestand in der Moltkestraße 35 (I. Etage) und ist bis mindestens 1940 dort verzeichnet. Als Spezialitäten sind Klarinetten, Flöten, Oboen genannt, neben dem Holzblasinstrumentenbau wurde auch mit weiteren Instrumenten gehandelt. Die Bezeichnung D.R.P. an der Flöte bezieht sich auf das deutsche Reichspatent 233.724 vom 06.09.1910 über eine Ring- oder Deckelklappenflöte, die sogenannte Uebel-Flöte. (Das war zu seiner Zeit sicherlich eine interessante Sache, dürfte aber heute keinen praktischen Wert haben.)

Der Familienname deutet darauf hin, dass Uebel aus dem Vogtland (Markneukirchen, Erlbach ...) nach Leipzig gekommen ist. Leider konnte diese Verbindung bisher nicht nachgewiesen werden.

(Info Von unserem engagierten Kollegen Weller aus 2017)

F O.Uebel Leipzig
> 1906 gegründet laut Langwill, bis nach
> 1925 als Holzblas-Hersteller tätig.
Es gibt noch einen Artikel von Ventzke in "Tibia" 4/88.

(Info von Dapper 2017)

hervorragende gebaute instrumente, es existieren auf hochwertige Klarinetten!! im Pärchen !!

Verwandschaftsverhältnisse derzeit ungeklärt.

tobi
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Re: F.O. Uebel aus Leipzig

Beitrag von tobi »

... danke für die Infos, intue!!

Hab die Flöte jetzt in Händen. Sie spielt wunderbar weich - toller Sound. Ganz eingeschoben sogar bis 443 Hz.
Die Mechanik ist aus Neusilber, das Holz ist rissfrei und der Kopf wurde vielleicht mal ausgetauscht - er ist aus Metall mit Nickelüberzug. Weiß jemand, ab wann es Vernickelungen gab?

Die gesamte Mechanik ist baulich extrem nah an einer ungemarkten Holzflöte mit versilbertem Moritz Max Mönnig Kopf. Beide Köpfe - der von F.O. Uebel und von M. M. Mönnig sind austauschbar. Wäre also möglich, dass es sich hierbei (bei der Moritz Max Mönnig) um eine F.O. Uebel Flöte mit Mönnig Kopf handelt... Immerhin kommen beide Hersteller aus Leipzig.

Oder weiß sonst jemand etwas über Verbindungen zwischen diesen beiden Herstellern? Spannendes Thema...

Schöne Grüße,
Tobi.

intune
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Re: F.O. Uebel aus Leipzig

Beitrag von intune »

nickel,

https://de.wikipedia.org/wiki/Nickel

....Gesundheitliche Probleme

Nickel ist mit der Nickeldermatitis der häufigste Auslöser für Kontaktallergien: in Deutschland sind schätzungsweise 1,9 bis 4,5 Millionen Menschen gegen Nickel sensibilisiert.[27] Deswegen werden Metalle und Legierungen, die mit der Haut in Kontakt kommen, zunehmend seltener vernickelt. Etwa 10 % aller Kinder sind gegenüber Nickel sensibilisiert. Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen können diese mit einer Kontaktallergie reagieren.[28]

Das Einatmen anorganischer Nickelverbindungen ist mit einem erhöhten Krebsrisiko für Plattenepithelkarzinome der Lunge und der oberen Luftwege verbunden. Derartige bösartige Neubildungen werden in Deutschland bei berufsbedingter Exposition als Berufskrankheiten anerkannt (BK 4109).[29] Außerdem ist ein erhöhter Nickelgehalt in der Atemluft und im Trinkwasser ein Risikofaktor für eine Sensibilisierung gegen Nickel bei Kindern.[30][31]

Die Verwendung von Nickel in Bedarfsgegenständen (wie Armbanduhren, Spielzeug, Geräten zur Lebensmittelverarbeitung usw.) ist in der Europäischen Union per Verordnung limitiert.[32] Diese ist in Deutschland durch die Bedarfsgegenständeverordnung[33] umgesetzt, in welcher Grenzwerte zur Freisetzung festgelegt sind.....



m.w. gibt es noch glanznickel, die frage der veredelung im galvanischen bad.

lässt sich prima auf hochglanz polieren, aber aufgepasst nicht DURCHpolieren.
verflacht aber wieder durch die oxidation an der luft und säure ( handschweiß pp)

beim polieren nach möglichkeit handpolieren, KEIN maschinenpolieren = abtragung = schnittgeschwindigkeit pp.


freut mich für dich, wieder ein teil mehr.
gibst du die hammerschmidt ab?

Dr. Enrico Weller
Mitglied des Museumsvereins
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Re: F.O. Uebel aus Leipzig

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Guten Abend,

nun will ich mich auch noch melden: Ergänzend zu dem, was intune zitiert hat, könnte noch das mögliche Geburtsdatum mitgeteilt werden:
Ferdinand Oskar Uebel, geb. 16.10.1870 in Erlbach.

Zumindest ist das der einzige F. O. Uebel, der in der betreffenden Zeit dort das Licht der Welt erblickt hat. Eine endgültig sichere Aussage zu seiner vogtländischen Abstammung ist jedoch erst möglich, wenn das mit dem Sterbetag und anderen Daten in Leipzig verglichen wird. Vielleicht hat dazu ja mal jemand Lust?
Der Name Uebel allein ist aber schon ein deutliches Argument für eine vogtländische Herkunft. Diese wird auch dazu geführt haben, dass man sich von Heimarbeitern / Klappenansetzern in Markneukirchen, Erlbach, Wohlhausen etc. beliefern ließ. Und da kann durchaus jemand für die Leipziger Mönnigs, aber auch für den dortigen Uebel oder den dortigen Wurlitzer gearbeitet haben.

Viele Grüße
E. Weller

dudeldim
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Re: F.O. Uebel aus Leipzig

Beitrag von dudeldim »

Hallo,
Meinen Glückwunsch zur Flöte.
Ein paar Worte zur Vernickelung. Im 19. Jahrhundert wurde für Metall-Korpusse (Saxophone, Flöten) und die Mechanik (auch Klarinetten, Oboen usw.) Messung, Neusilber oder Silber ohne Galvanisierung verwendet. Ausnahmen bestätigen die Regel. Kleine Werkstätten hatten keine eigenen Möglichkeiten zu galvanisieren, das war für Manufakturen viel zu aufwändig. Und die ganze Galvanik war eine ziemliche Drecksarbeit, gesundheitsgefährdend für die Arbeiter, das hätte sich kein Hersteller freiwillig ans Bein gebunden. Bei großen Instrumentenfabriken gab es so etwas. Aber ab wann?
Bei Saxophonen sind die frühsten mir bekannten Instrumente mit vernickeltem Korpussen aus den 20er Jahren, im Wesentlichen Saxophone fürs Militär, wo bei Wind und Wetter gespielt werden musste. Bei Sax on the Web las ich, dass Conn in den 20er Jahre der erste amerikanische Hersteller war, der vernickelte Saxophone gebaut hat.
Bei Klarinettenklappen waren bis in die 40er/50er Jahre Neusilber ohne Galvanik üblich, auch bei großen Fabriken wie Selmer, Buffet und Leblanc wurde erst ziemlich spät vernickelt oder versilbert. Ich glaube nicht, dass auch nur ein einziger reiner Querflötenhersteller eine Galvanik in der Werkstatt hatte, die Vernickelung hat man dann woanders erledigen lassen.
Das ist leider keine echte Antwort auf die Frage „ab wann“, aber vielleicht ein nicht völlig unnützer Hinweis.
Dudeldim

intune
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Re: F.O. Uebel aus Leipzig

Beitrag von intune »

werter Dudeldim,

auf grund der eigenen sammlung werfe ich mal ein dass nickelsaxe bereits seit 1895 hergestellt wurden, auf jeden fall ab 1900 auf bestellung.
übrigends schlechte vernickelung, matt und brüchig.

bei den klarinetten ist es in der tat selten dass frühe exemplare durchweg in neusilber gebaut wurden, damals poliert, heute stumpf.
versilberungen gab es auch recht früh jedoch nur bei luxus, messe, oder präsentationsmodellen.

spannend bleibt die frage allemal, schaun wir mal......

tobi
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Re: F.O. Uebel aus Leipzig

Beitrag von tobi »

Danke für die zahlreichen Rückmeldungen!

Bzgl. Nickel scheine ich bisher wohl Glück gehabt zu haben. Bisher hab' ich keine Nickelallergie. Meine erste Hammerschmidt Klari hatte vernickelte Klappen, und die hab ich ganz schön lange und oft gespielt. Auch ein paar Saxophone, die ich in den Händen hatte, waren vernickelt. Hier muss ich zugeben, dass meine klanglichen Vorlieben durch eine solide Vernickelung durchaus erreicht werden, diese Instrumente finde ich oft noch toller als die "bare brass" Instrumente ohne Lack. Die versilberten sind eher nicht meine, obwohl diese Oberfläche bei vielen meiner Instrumente vorliegt...

Meine F.O. Uebel und auch meine Moritz Max Mönnig Querflöte haben beide ein aufgeschraubtes Mundstück aus Kautschuk bzw. Ebonit. Daher ist der Kontakt mit den Lippen nicht gegeben.

Aber wie sieht es mit dem vernickelten Rohr der Querflöte aus? Man atmet ja die Luft ein, die durchaus am vernickelten Mundstück vorbeistreicht. Ist das eigentlich auch gefährlich??

Grüße, Tobi.

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