Alexander Heinrich

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Gabi
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Alexander Heinrich

Beitrag von Gabi »

Hallo, liebe Museums-Leute

Ich würde gerne etwas mehr erfahren über Alexander Heinrich und seine Firma - vor der Verstaatlichung.
Ich finde nichts über ihn....kenne noch nicht einmal seine Lebensdaten! :shok:
Hat er auch andere Instrumente ausser Blockflöten gebaut?

Mich wundert auch immer, daß man nie auf wirklich alte Flöten von Heinrich stößt. Von anderen Herstellern findet man immer mal wieder Vorkriegs- oder Kriegs-Modelle.....

Liebe Grüße,
Gabi
Manchmal, wenn ich Ruhe brauche, setze ich mich in meine Bonboniere und ein Gummibärchen hält mir die Hand.

http://www.blockfloeten-museum.de

Dr. Enrico Weller
Mitglied des Museumsvereins
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Re: Alexander Heinrich

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Liebe Gabi,

bevor sich Alexander Heinrich im Musikinstrumentenhandel und speziell im Vertrieb von Blockflöten betätigt hat, war er in gewisser Weise einer meiner Vorgänger als Dirigent des Markneukirchner Stadtorchesters. Deshalb habe ich ihm vor fünf Jahren in der Festschrift zum 150. Jubiläum unseres Orchesters einige Zeilen gewidmet. Daraus der folgende Auszug.

Als „der alte Sachs“ 1908 den Dirigentenstab niederlegte, brach für das Orchester eine Zeit wechselvoller Geschicke an. Der als sein Nachfolger gewählte Musiker Alexander Heinrich (14.10.1876 in Cottbus - 19.04.1932 in Markneukirchen) hatte bis 1896 seine Ausbildung zum Musiker am Fürstlichen Conservatorium im thüringischen Sondershausen absolviert, wo er unter Hugo Riemann Studienkollege des berühmten Komponisten Max Reger war. Als erster Geiger hatte Heinrich u. a. eine Anstellung im Kurorchester von Davos. Von Augsburg aus bewarb er sich 1908 um die Stelle des Markneukirchner Stadtmusikdirektors. […]

Die kräftige Belebung, die Markneukirchens Musikpflege seit Heinrichs Antritt zunächst erfahren hatte, hielt nicht lange an. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges stand das Stadtorchester vor dem Aus, viele Musiker waren eingezogen worden, so dass der Stadtrat die Finanzierung des Orchesters 1915 einstellte. Doch schon zu Friedenszeiten stand die Zusammenarbeit Heinrichs mit dem Stadtrat nicht unter dem besten Stern, hatte doch nach seiner Meinung „die hohe Stadtvertretung jegliches Verständnis und Interesse für ihr eigenes Kunstinstitut“ vermissen lassen. Der im Jahr 1914 begonnene Rechtsstreit der Stadtgemeinde gegen den MD Heinrich war auch nach Kriegsende nicht abgeschlossen, so dass die schleichende Krise des Stadtorchesters bis 1920 andauerte.

[…] Der gesundheitlich angeschlagene Alexander Heinrich erklärte […] im Februar 1920 die erneute Auflösung des Orchesters und trat von seinem Amt zurück. Heinrich hatte bereits 1918 ein Versandgeschäft für Musikinstrumente gegründet und betätigte sich zunächst im Streichinstrumentenhandel. Ab Ende der 1920er Jahre beteiligte er sich aber auch an der Renaissance der Blockflöte und an deren Verbreitung als neues Volksinstrument. Bis zur Gegenwart ist der Name Alexander Heinrich als Markenbezeichnung für erstklassige, in Markneukirchen hergestellte Blockflöten lebendig (einige Zeit in der Musima, heute in der Adler-Heinrich Blockflötenbau GmbH).
Quelle: Weller, Enrico: Die Geschichte des Markneukirchner Stadtorchesters bis 1945, in: 150 Jahre Stadtorchester Markneukirchen e. V., Festschrift, hrsg. vom Stadtorchester Markneukirchen e. V., Markneukirchen, 2003, S. 23-50, Zitat S. 33-35.

Dass die letzte Aussage nicht mehr aktuell ist, werden Sie nicht nur wissen, sondern gleich vielen bedauern.
Wegen weiterer blockflötenspezifischer Informationen sehen wir erwartungsvoll der Publikation von Prof. Thalheimer entgegen.

Viele Grüße
Enrico Weller

Gabi
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Re: Alexander Heinrich

Beitrag von Gabi »

Hallo Dr. Weller

Jetzt bin ich platt!!!!
Hab ich das jetzt richtig verstanden: Alexander Heinrich war ein Händler (Vertrieb) und kein Bauer?????

Vielen Dank für die interessanten Infos!
Ich hätte ihn zeitlich ein kleines bisschen später eingeschätzt ...ich weiß auch nicht, wieso.
Gibt es irgendwo ein Bild von ihm? (sorry....aber ich bin immer so neugierig)

Ja!!!!!!
Auf die Publikation von Prof. Thalheimer warte ich auch sehnsüchtig.
Ich hoffe, ich verpasse es nicht....

Viele Grüße,
Gabi
Manchmal, wenn ich Ruhe brauche, setze ich mich in meine Bonboniere und ein Gummibärchen hält mir die Hand.

http://www.blockfloeten-museum.de

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