Klarinette

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

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khkh
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Klarinette

Beitrag von khkh »

Lieber Herr Weller, ich habe meiner Sammlung wieder ein neues Stück einverleibt und zwar ist es eine Klarinette in C, schätzungsweise von 1870, mit 13 Klappen und 2 Ringen.
Gemarkt ist sie mit A.E.Fischer Bremen und einem Lyrasymbol.
Könnten Sie mir vieleicht etwas sagen über diesen Hersteller? Der Langwill Index ist mir zu teuer und wäre wohl auch für meine bescheidenen Verhältnisse etwas übertrieben.
Mit freundlichen Grüßen,
Karlheinz Heim

intune
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Re: Klarinette

Beitrag von intune »

interessnte familie, bruder ausgewandert nach amerika und dort großer distributor von instrumenten geworden - was er wohl verkauft hat?? unter anderem inst. seines bruders.
a.e. fischer baut holz und metall (habe ein metallbelegstück), sehr gute handwerkliche arbeit und sammelwürdig.

wäre an einer beschreibung des instr. interessiert, gibt es eine nummer?

mal schauen was herr weller aus dem hut zaubert
gruss ralph

khkh
Beiträge: 5
Registriert: Mi 18. Jul 2007, 23:29

Re: Klarinette

Beitrag von khkh »

Hi Ralph, Du treibst Dich ja überall rum, nicht nur im Klarinettenforum! Das freut mich, denn du kennst dich in der Materie aus.
Meine Fischer Klari hat keine Nummer.
Ich möchte sie Dir kurz beschreiben.
13 Klappen, 2 Ringe. Die Wellen sind gesteckt, nicht geschraubt. Material ist Grenadill. C Klappe ist bereits vorhanden (das lange ding) und die Zapfen sind mit der roten Schnur umwickelt. Der Mittelzapfen ist nur aus Holz und hat noch keinen Metallkern. Die langen Klappen (C Es und H Cis) haben noch keine Rollen.
Das Mundstück scheint jüngeren Datums zu sein, denn es ist bereits aus Plastik und hat die Rillen zu Schnurbefestigung.
Ich datiere sie mal auf 1870.
Keep swinging!
KH

intune
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Re: Klarinette

Beitrag von intune »

na denn wollen wir mal,
du sollst eine gute antwort bekommen.
by the way klarinettenforum gut und schön, aber jetzt erstmals sendepause, die ertrinken ja an ihrem herzwasser- in diesem forum (markneukirchen) soll es fachlich und wissenschaftlich zu gehen, das sind wir den betreibern und den mods auch schuldig, schließlich legen die ihr know how voll in die waagschale um uns zu helfen.

...und damit mir das schreiben leichter fällt, hör ich etwas goodmann auf böhm (ob der mal ne albert, wie der ami sagt, in der hand hatte - bestimmt, in den jungen jahren, ich nehme an dass er danach serie 9 spielte).

trotz allem, es gleicht einer ferndiagnose (per telefon) die ich hier abgebe.
zuerst nochmals zu a.e. fischer.

august emil wilhelm fischer war der bruder des nach new york ausgewanderten carl fischer (carl mit C!), der als importeur und händler von musikinstrumenten und als inhaber eines notenverlages große bakanntheit in den staaten erlangte. a.e. fischer machte sich 1864 als holzblasinstrumentenbauer in bremen selbstständig. neben oboen und dem englischhorn war er spezialist für die böhmflöte. der betrieb existierte bis 1949. ( richtig ist dass es heute noch fischers gibt, die nebenbei auch fischer instrumente für ihre eigene sammlung suchen.
ich habe eine böhm gestempelt mit g. pruefer UND carl fischer - exclusive distributor, interessant ist , dass das oberstück eine metallröhre besitzt (gibt es aber bei anderen auch), und eine querflöte gestempelt 56XX, bremen 1937 (wer hat sie wohl gebaut) in strassburg gekauft, hier auch wieder die lyra im 5 eck und ringe drumrum.

sowie eine dtsche schwarze Bb klari, allerdings 14 klappen und 2 brillen am unterstück, wieder mit lyra gestempelt, jedoch glanzvernickelt - kein datum, oder nummer!!

lebensdaten zu fischer 1840 bis 1920.

zu deiner klari: ich gehe mal davon aus, dass du weißt wie groß eine C ist. diese stimmung war 1880 bis 1910 gängig, einige hersteller hatten sogar ihre herstellungs-spitze (auch exportspitze beim c instrument) trotz der schwer beherrschbaren tonlage (verrückt oder - da C!)

jetzt zu deiner, die ich abgeglichen habe soweit es eben für mich geht. grenadill ok. Brillen zu 99% auch am unterstück, vermutlich bockgelagert, steckachsen (war eine zeitlang modern - warum auch nicht-wartungsfreundlich), metallherzen gab es bei sehr hochwertigen instrumenten (reine kostenfrage) ich nehme an neusilberklappen und jetzt die form der klappen? salzlöffel- oder spitzdeckelklappen?? gibt es für die rechte hand - kleinfinger, ein hochgezogenes tonloch/kamin? schnur ok - kork kam spät auf, warum auch immer, im bett des zapfen dürften kleine rillen eingedrechselt sein (zur stabilisierung des fadens bei den ersten wicklungen. keine rollen auch ok. diese form von instrumenten wurden bis ca 1920 als schülerinstrumente angeboten (verramscht) ACHTUNG dies muss man richtig sehen, zu beginn dieser fortschrittlichen technik (klappen/aufhängung etc, war das ein spitzeninstrument) alleine die 13 klappen waren ein quantensprung nach vorn.
die " langen klappen" die du beschreibst sind sicherlich im tastbereich wie finger ausgearbeitet.

mundstück ist nebensache, in den seltesten fällen bekommt man eine alte klari mit ERSTmundstück.

jetzt zum alter: geh mal ran und versuch die stimmung zu bekommen, dann kann die fertigung eingekreist werden - fischer ist immerhin 80 jahre alt geworden. ich neige zu 1890 bis 1910/15.

du hast auf jeden fall ein handwerklich herausragendes instrument erworben, hoffentlich nicht zu teuer.
leider bilden sich die verkäufer immer ein, dass sie da ein wertvolles kulturobjekt (hab ich schon so gesagt bekommen) haben. bei uns beginnen die schmerzen erst nach dem kauf, säubern, richten, polstern, anspielen mundstück finden, = weitere kosten , und für was weil wir eine herlliche M..e haben.

zur restauration - was kannst du selbst erledigen? sollten wir über pn abwickeln.

was den rest der foren da draussen angeht - dann kennst du meine sachlichen interessensgebiete, alles bitte über pn.
ich hoffe ich konnte etwas weiterhelfen und freue mich auch eine ergänzung von dr. mario weller.

ns. von fischer gibt s natürlich auch bux!

alle tippfehler gibts für umme dazu

ralph

ChrDawid
Beiträge: 16
Registriert: So 10. Mai 2009, 18:46

Re: Klarinette

Beitrag von ChrDawid »

intune hat geschrieben: ...und damit mir das schreiben leichter fällt, hör ich etwas goodmann auf böhm (ob der mal ne albert, wie der ami sagt, in der hand hatte - bestimmt, in den jungen jahren, ich nehme an dass er danach serie 9 spielte).
Goodman hat erst Radio Improved (was für ein wunderbarer Name!) gespielt, und dann die Centered Tone berühmt gemacht. Die erzielen gerade deswegen immer noch recht gute Preise...

Ergänzung: vor der Centered Tone spielte er Balanced Tone. Und bis Serie 9 ist er nie gekommen...

Nilo
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Registriert: So 15. Apr 2007, 12:00

Re: Klarinette

Beitrag von Nilo »

Ich möchte gerne den Thread wieder aufnehmen: Ich habe eine A.E.Fischer. Eingraviert ist :

Stempel
A.E.Fischer
Bremen
5046
B

Es war meine erste Klarinette (in den 60ern), sie hatte einen sehr schönen Klang, damals haben wir dann aber darauf verzichtet, sie zu überholen und ich bin zu anderen Klarinettenmarken (u.a. Uebel) übergegangen. Seitdem liegt sie in einer Schublade.
Ich hätte gerne ein paar Infos zu dem Instrument, intune hat ja schon einiges (vor ein paar Jahren) zum Hersteller gesagt. Ich nehme an, die Nummer 5046 ist die Seriennummer. Kann man von der Nummer Rückschlüsse auf das Jahr der Herstellung ziehen?
Die Mechanik ist aus Neusilber. Macht es Sinn, das Instrument im Rahmen einer GÜ auch neu zu versilbern oder bereitet das Probleme, weil das Material dicker wird und das Achsenspiel nicht mehr gängig ist?
Hätte ich Probleme mit der Stimmung, ich gehe davon aus, dass die Instrumente noch tiefer gestimmt waren.
In dem Zusammenhang würde mich natürlich interessieren, was aus dem Projekt von KH (khkh) geworden ist, seine A.E. Fischer zu überholen. Hat es sich gelohnt?
Viele Grüße

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