Dunger Instrumenten

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

modele22
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Dunger Instrumenten

Beitrag von modele22 »

Guten Tag,
Ich sende einige Fotos. Diese Instrumenten sind Joh.Gottfr. Dunger unterschrieben. Sie gehörte eine Deutsche Familie (der Vater Max Löffler 1879-1961 ). Diese Familie hat wàhrend des 3.Reiches in der Schweiz niedergelassen. Ich frage mich: wer hat diese Instrumenten gebauert ? Johann Gottfried oder sein Sohn ? wann ? Ich kenne Engelstrompeten von R. Schopper,Leipzig, in ein Tonart, aber meine Instrumenten sind in 3 Tonarte, gibt es ein Patent für es ? kennen Sie andere Instrumenten, die diesen ähnlich sind ?
Es tut mir leid für meine annähernd Deutschsprache.
Mit freundlichen Grüssen.
Michel Pfefferlé Französiche Schweiz.
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Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von Mario Weller »

Werter Herr Pfefferle,

unsere Direktorin Frau Eichler hat mir Ihre Anfrage / Ihren Brief schon übergeben. Leider kam ich noch nicht dazu mich näher damit zu beschäftigen.
Dies wird aber demnächst sicher geschehen. Bis dahin bin auch ich über Beiträge und Informationen von anderen Forumsteilnehmern und Instrumentenkundlern dankbar.

Mit freundlichen Grüßen Mario Weller

Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von Mario Weller »

Werter Herr Pfefferle,

nun endlich habe ich Zeit gefunden, mich Ihrer Frage intensiver zu stellen. In meinen eigenen Unterlagen zur Firma Johann Gottfried Dunger habe ich keine Informationen zu besagten "Engelsposaunen" gefunden. Vor einigen Jahren hatte ich die Firmengeschichte der Erlbacher Dunger-Familien schon in großen Zügen zusammengestellt, bis dann keine weiteren Informationen verfügbar waren.
Mein jetzige Anfrage bei Herrn Theodor Dunger in Erlbach, er ist der Enkelsohn von Johann Gottfried Dunger, ergab aber ein paar wenige Aussagen.

Ihre "Engelsposaunen" für die Familie Löffler müssen ein Unikat sein, extra angefertigt und nicht in Serie gebaut. Auch waren diese Engelsposaunen wohl nie in Katalogen und Preislisten von Joh. Gottfr. Dunger abgebildet und verzeichnet.

Wer nun diesen Satz Besonderheiten gebaut hat, ist auf bisherigem Wege nicht mehr festzustellen. Ganz sicher war es nicht der Firmengründer Johann Gottfried selbst, der zwar gelernter Metallblasinstrumentenmacher war, aber schon 1913 verstorben ist. Ihre Instrumente sind aber sicherlich jüngeren Baujahrs!
Dass die Engelsposaunen von Johann Gottfrieds Sohn gebaut worden sind, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Franz war zwar ebenfalls Metallblasinstrumentenmacher, führte aber die väterliche Händlerfirma ab ca. 1920 weiter und baute erst ab etwa 1939 wieder selbst Instrumente. Und genau in diesen Zeitraum würde ich die Engelsposaunen einordnen!
Als eigentliche Hersteller kommen dann aber 5 Werkstätten in Frage, von welchen Franz Metallblasinstrumente anfertigen ließ und dann unter dem Namen Johann Gottfried Dunger gravieren ließ und verkaufte.

Ob eine Ähnlichkeit zu Robert Schoppers "Engelstrompeten" oder seinen Cheruskertrompeten besteht, kann ich leider nicht sagen. Schoppers Gebrauchmuster darauf datiert ja schon aus dem Jahre 1894 und sicherlich war Schopper nicht der erste der diese baute, sondern der erste, welcher erfolgsorientiert daran glaubte, durch eine Schutzfrist in einem bestimmten Zeitraum alleiniger Hersteller zu sein. Dazu muss noch angemerkt werden, dass Robert Schopper nicht nur ein sehr guter Instrumentenmacher war, sondern auch ein geschickter Händler, welcher viele seiner Instrumente z.B. hier im sächsichen Vogtland bauen ließ!

Leider gibt es keine Aufzeichnungen über die "Engelsposaunen" von Dunger / Löffler mehr, auch ist nichts über ein Patent bekannt.

Mich verwundert, dass der Erfinder Max Löffler diesen Instrumentensatz den Namen "Posaunen" gab. Sind diese doch, wenn ich die Fotos richtig betrachte, langgestreckte Trompeten. Hat Löffler etwa eigene Werke auch für diese Formation geschrieben ?

In welchen Stimmungen befinden sich denn die Instrumente? Zwei in B für die Melodie, eine in F und die tiefste "Engelsposaune" in As ?
Das würde mich sehr interessieren.


Mit freundlichen Grüßen

Mario Weller

modele22
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von modele22 »

Sehr geheerter Herr Weller,
Vielen Dank für Ihre Suche und Ihre Informationen. Zwischen der Werke bei Max Löffler geschrieben habe ich für diese 4 Instrumente nichts gefunden ! Sind Sie viel gespielt worden ? Ich weiss es nicht, aber sie sind in ganz gutem Zustand und Trompetenprofessoren finden sie von gutem Qualität. In die viele (mehr als 500) Löffler Familie Partituren habe ich auch bis jetzt nichts gefunden. Die 2 kleine Instrumente sind in Bb, die Mittlere in Es und die grösste in Bb.
Noch etwas vielleicht Interessant, in eine Max Löffler Komposition für Orgel in 1932 geschrieben, es gibt ein Text (Lied) von Martha Dunger... wer ist Sie ?

Mit freundliche Grüssen
Michel Pfefferlé

Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von Mario Weller »

Hallo Herr Pfefferle,

vielen Dank für Ihre Mitteilung über die Stimmungen der vier Engelsposaunen.

Bezüglich Ihrer Frage zu Martha Dunger gibt es zwei Möglichkeiten.

Johann Gottfried Dunger hatte eine Tochter Namens Martha, sie heiratete einen Paul Scherzer aus Markneukirchen. Dies die erste Möglichkeit.

Weiterhin heiratete Johann Gottfrieds Sohn Franz Dunger, welcher auch dessen Firmennachfolger war, eine Frau Martha Kunze. Sie hieß dann nach der Heirat Martha Dunger.
Diese Martha Dunger erledigte auch viel Schriftverkehr / Buchhaltung der Firma Johann Gottfried Dunger. Es ist anzunehmen und wahrscheinlicher, dass der Text eben von dieser Martha stammt.

So es ein handschriftlicher Text ist, bitte ich Sie diesen zu kopieren und ans Museum zu senden. Martha Dungers Sohn könnte anhand der Handschrift diese klar seiner Mutter zuordnen. Somit hätten wir Gewissheit über die Urheberschaft.


Mit freundlichen Grüßen aus dem immer noch winterlich kalten Vogtland

Mario Weller

Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von Mario Weller »

Hallo Herr Pfefferle,

vielen Dank für die Kopie des Liedes "Gebet" mit dem Text von Martha Dunger. Ihr Brief kam heute bei mir an und ich werde versuchen, sobald es möglich ist mit Johann Gottfried Dungers Enkel, Herrn Theodor Dunger, einen Termin zu vereinbaren.
Dann werden wir wissen, zu welcher der "beiden" Martha Dunger's die Handschrift gehörte.

Mit freundlichen Grüßen

Mario Weller

Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von Mario Weller »

Hallo Herr Pfefferle,

heute konnte ich mit besagtem Herrn Dunger sprechen. Die Handschrift des Liedes "Gebet" stammt mit Sicherheit von keiner der beiden genannten Martha Dunger! Daher nehme ich an, der geschriebene Text stammt von Herrn Max Löffler selbst. Bitte vergleichen Sie doch diese Handschrift mit denen in anderen Musikstücken.
Martha Dunger, Frau von Franz Dunger und Mutter meines Informanten, ist mit großer Wahrscheinlichkeit aber doch die gesuchte Verfasserin des Textes. Der Christliche Inhalt und die Ausdrucksweise des Werkes werden ihr von Ihrem Sohn und dessen Frau eindeutig zugeordnet.
Frau Martha Dunger hat privat viel gedichtet, auch für Geburtstagsfeiern und Kaffeekränzeln hatte sie stets Einfälle. So wird es heute noch berichtet.

Ich halte Martha Dunger für den Urheber des Textes aus dem Jahre 1932. Herr Max Löffler hat m.E. diesen dann in 1935 vertont und den Text von Frau Dunger dann mit seiner Handschrift eingetragen.


Mit freundlichen Grüßen in die Schweiz

Mario Weller

duraku49
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von duraku49 »

Herrn Mario Weller,

Hallo, mein Name ist Ralf Dunger aus Dresden. Ich bin derzeit dabei unsere Familiengeschichte zu verfassen und sammle deshalb alle zugänglichen Daten über "Dunger".Wir kommen aus Görnitz/Oelsnitz im Vogtland bzw. Plauen. In Ihren Austausch mit Herrn Pfefferle zu Johann Gottfried Dunger sprechen Sie von einer Frau Martha Dunger. Auch in meinen Recherchen gibt es eine Martha Dunger, geb. 27.08.1877 in Zwickau, Tochter des Pfarrers Richard Otto Dunger aus Plauen. M.D. verstarb am 03.12.1947 in Eisenberg/Thür. Sie war verheiratet mit Karl W. Weicker (oo 02.06.1904).
Können Sie mir möglicherweise eine Verbindung zu Familie Theodor Dunger herstellen? Ich möchte fragen, ob hier zwischen den beiden Dungers Familien eine mögliche Verbindung besteht.
Für Ihre Hilfe möchte ich mich ganz herzlich bedanken und verbleibe mit besten Grüßen aus Dresden
Ralf Dunger

intune
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von intune »

http://www.ebay.de/itm/110858908440?ssP ... 1426.l2649

sprich = fortschicker



SAXOPHON
Joh.Gottfried Dunger
1849-1913
Ser.Nr:6492

JulianeVO
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von JulianeVO »

Hallo Herr Weller, hallo Herr Dunger,

vielleicht liest diesen Beitrag nach so vielen Jahren trotzdem noch jemand :) Ich bin die Enkelin von T. Dunger und einerseits sehr interessiert an den Forschungen zur Firmengeschichte meiner Vorfahren, andererseits kann ich den Kontakt zu meinem Großvater bzw. Vater bezüglich etwaiger Verbindungen zu den Plauner/Oelsnitzer Dungers herstellen.

Falls es für Sie, Herr Weller, möglich ist, mir mehr über ihre Erkenntnisse weiterzuegeben, wäre ich sehr dankbar. Und wenn Sie, Herr Dunger, noch immer an einem Kontakt interessiert sind, melden Sie sich gern. Ich hoffe, dies ist hier über das Forums-Profil möglich.

Viele Grüße!

intune
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von intune »

hallo JulianeVO

ich würde gerne kontakt aufnehmen, meine pm ist allerdings nicht beantwortet worden und ist eventuell im spam ordner gelandet?!

jetzt der zweite versuch.

grüsse

intune

Christian-Grenoble
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Registriert: Di 27. Okt 2009, 21:18

Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von Christian-Grenoble »

Guten Abend,

ich besitze eine Klarinette, Volloehler ohne Bechermechanik, ohne Stempel auf Ober- und Unterstück, aber ziemlich eindeutig aus der Vorkriegsfertigung der Werkstatt F.A. Uebel (sowien man die Klarinette anbläst, ist es eigentlich klar), mit schlüssiger Seriennummer (80XX), typischer handgeschmiedeter Mechanik (Stöhr-Mechanismus) etc. Die Mechanik ist, wie man es in diesen Serien manchmal findet, ungalvanisiert.

Der Becher trägt die Gravur eines runenartig stylisierten "D" (ähnlich wie das FW von Fritz Wurlitzer), darunter "Dunger", sowie "Nordisk Musikservice".
Das Instrument habe ich, um die Verwirrung vollständig zu machen, in England erworben.

Was ich bisher vermute: es handelt sich höchstwahrscheinlich um ein ca. 1937-38 hergestelltes Instrument der Werkstatt F. A. Uebel, das über den Händler ("Fortschicker" hiess das wohl in Markneukirchen) Dunger für den schwedischen Markt bestimmt war. "Nordisk" ist wohl ein schwedisches und kein norwegisches Wort.

Vielleicht fällt ja dazu noch jemand etwas ein.

Grüsse

Christian E.

intune
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von intune »

hallo Christian,

wir haben einen gemeinsamen bekannten "Juli" ich lache.

jetzt aber: zu dem thema oehler muss ich mich einfach äussern.


eine oehler ist eine oehler - eine volloehler ist ein spätgeschöpf und bedeutet, dass eine becherklappe angebracht wurde.

wie es so ist im leben - es gibt nur eine wahrheit, oehler oder volloehler.



sei aber dessen versichert, dass ich deine beiträge sehr schätze, da sie substanz haben.

Ralph

Christian-Grenoble
Beiträge: 38
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von Christian-Grenoble »

Hallo, Ralph,

soviele Wahrheiten wie Diskussionsteilnehmer - so war das, doch, oder ?

Und gemeinsame Bekannte - mir fällt dann noch der Mann mit den tausend Instrumenten ein, das sind dann schon zwei.

Diese Sprachregelungen: es gibt die Gewohnheit, die sechsbrilligen Instrumente mit einfacher Gabel-f/B-Korrektur "Halboehler" zu nennen, die Instrumente mit der Deckelklappe unter dem Mittelfinger sind dann die "Volloehler". Mit dieser Terminologie operieren zum Beispiel in Berlin und auf ihren Webseiten zum einen ein grosses Musikgeschäft in der Hauptstrasse, zum andern ein kompetenter Instrumentenbauer in der Sophienstrasse.
Aber ich bin da nicht sektiererisch.

Und zu Uebel-Klarinetten, die von der Firma Dunger nach Schweden exportiert wurden? Womit wir dann ja schon fast bei Ludwig Warschewski wären? Denk mal nach, vielleicht kommt Dir ja dazu noch die eine oder andere Idee, oder Du hast unter Deinen Instrumenten etwas ähnliches.

Grüsse aus Grenoble nach Heidelberg

Christian

intune
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Re: Dunger Instrumenten

Beitrag von intune »

siehst du Christian, dass ist das was ich so ungemein liebe an unserem forschertum. fühl dich geärmelt (dies ist ein gefühlsausbruch:-:))- andante forte

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