Kurt Scherzer, Augsburg, Heckel-Modell

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ratzional
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Kurt Scherzer, Augsburg, Heckel-Modell

Beitrag von ratzional »

Hallo,
ich habe bei ebay eine sehr schöne Trompete (Scherzer, Augsburg, Heckel Modell, ohne Kranz) ersteigert. Die klingt wirklich richtig gut! Nun wollte ich etwas dazu lernen. Dieses geschwungene Teil, was man wohl Heckelschnecke nennt, wozu dient das? Warum haben andere Instrumentenbauer (wie z.B. Scherzer) dieses Teil vom Instrumentenbauer Heckel übernommen, also kopiert? Hat dieses Teil auch eine klangliche Funktion? Warum wurden bei manchen Trompeten (wie bei meiner Scherzer) aber auf den Heckelkranz verzichtet?
Über Auskunft würde ich mich sehr freuen.

Beste Grüße von Ratzional

Instrumantik
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Re: Kurt Scherzer, Augsburg, Heckel-Modell

Beitrag von Instrumantik »

Hallo ratzional,
Das Heckel Modell wurde neben Scherzer auch von anderen Herstellern und Händlern angeboten. Zum Beispiel von Jul. Heinrich Zimmermann (Leipzig). Siehe Link:
http://www.brasstacks.de/j-heinr-zimmermann.html
Ich habe auch schon eine Heckel-Trompete von J.W. Pepper aus Philadelphia (USA) gesehen, die aber sicherlich in die USA importiert wurde und über J.W. Pepper in den Handel kam.

In direkter Linie zur ursprünglichen Heckel-Trompete mit ihrem eigenständigen Klang und ihrer besonderen Bauweise sind hier unbedingt die Instrumentenmacher Gustav Adolf Wagner und Arno Windisch (beide aus Dresden, wie F.A. Heckel) zu nennen. Auch Robert Schopper aus Leipzig baute qualitätsvolle Heckel-Trompeten.
Die Tradition der Heckel-Trompete wird heute von Berndt Meyer (natürlich auch aus Dresden) fortgeführt. Siehe unter http://www.hm-trompeten.de.

Die Heckelschnecke ist meines Wissens nach nur ein typisches Erkennungsmerkmal einer Heckel-Trompete bzw. eines Modell Heckel und fungiert als Stütze.

Viele Grüße an ratzional zum Thema der nicht gerade rational gefertigten (aber ästhetisch beeindruckenden) Heckelschnecke von :troet:

Instrumantik

intune
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Re: Kurt Scherzer, Augsburg, Heckel-Modell

Beitrag von intune »

macht mal wieder spaß hier zu lesen :rose: :v:

Mario Weller
Metallblasinstrumentenbaumeister
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Re: Kurt Scherzer, Augsburg, Heckel-Modell

Beitrag von Mario Weller »

Hallo ratzional,

ich kann mich da im Allgemeinen den Ausführungen von Dirk nur anschließen. Das Grundmodell Heckel wurde in wird in Dresden natürlich am authentischten gebaut.
Eine sehr schöne Heckel-Trompete, mit ein wenig eigenem Stil und aktuellem Standard, baut man auch bei der Firma Erich Lange in Ravensburg. Dazu sollte man wissen, dass Lange noch ein Schüler -also Lehrling- von Theodo Alwin Heckel war.

Das Pepper auch Zylindertrompeten in den USA verkaufte ist mir neu, unterstreicht aber die Lieferantenbeziehungen nach Deutschland bzw. die Tschechoslowakei (Pepper bezog bekanntlich auch viele Instrumente aus Graslitz, namentlich von Bohland & Fuchs).


Mit freundlichen Grüßen

Mario Weller

ratzional
Beiträge: 7
Registriert: Fr 17. Feb 2012, 16:41

Re: Kurt Scherzer, Augsburg, Heckel-Modell

Beitrag von ratzional »

Hallo,
ganz herzlichen Dank für diese interessanten Informationen!
Noch zwei Fragen hätte ich:
War der Heckel-Kranz (so wie die Heckel-Schnecke) nur Erkennungszeichen für eine Heckel Model oder gab es zumindest bei diesem auch einen klanglichen Aspekt?
Gibt es eine Erklärung warum es Trompeten mit Heckel-Schnecke aber ohne Heckel-Kranz gibt? Sind die Trompeten hochwertiger einzuorden, welche neben der Heckel-Schnecke auch über den Heckel-Kranz verfügen? Übrigens wird von Scherzer z.Z. gerade bei ebay ein Heckel Model mit Kranz angeboten.
Beste Grüße von Ratzional

W.Hartmann
Beiträge: 28
Registriert: Fr 04. Jan 2008, 11:25

Re: Kurt Scherzer, Augsburg, Heckel-Modell

Beitrag von W.Hartmann »

Hallo ratzional!
Der Nachfolger B.C.Meyer in Dresden macht "Originale F.A.Heckel-Trompeten" in reiner Handarbeit. Mit originalen Zuschnitten und originalen Werkzeugen!
Auf seiner Webseite kann man lesen dass das Schallstück eine Dicke von 0,35mm hat. (Gewöhnlich haben Trompeten eine Blechdicke von 0,4 bis 0,5mm)
Bei dieser geringen Wandstärke ist der Kranz aus klanglichen Gründen notwendig. Er gibt dem Ton Substanz und verhindert dass bei lauteren Tönen die Trompete nicht "plerrt".

Die Schnecke dagegen ist ein optisches Erkennungsmerkmal und hat auf die musikalischen Eigenschaften des Instrumentes keinen Einfluss.

Schaun Sie sich selber die Informationen auf der Webseite an:
http://www.hm-trompeten.de/he/he_oh.htm
oder nehmen Sie Kontakt mit Herrn Meyer auf. Er ist ein umgänglicher Mensch.
LG W.Hartmann
W.Hartmann
Meister für Metallblasinstrumente

ratzional
Beiträge: 7
Registriert: Fr 17. Feb 2012, 16:41

Re: Kurt Scherzer, Augsburg, Heckel-Modell

Beitrag von ratzional »

Hallo Herr Hartmann,
vielen Dank für den Rat! Herr Meyer ist wirklich sehr nett. Von einem nachgerüsteten Heckelkranz verspricht er sich keine klangliche Verbesserungen. Er schrieb mir:

"...ich vermute, daß ein nachträglich angebrachter Kranz an einem Schallstück keine erkennbare Verbesserung im Klang erzeugt, es sei denn, daß durch Reparaturen der Schallstückrand so dünn ist, daß das Blech bei forte stark mitschwingt und somit klirrt. Es würde letztendlich eher eine optische Aufwertung bringen."



Beste Grüße von Ratzional

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