F. A. Uebel Klarinetten

Moderatoren: Dr. Enrico Weller, Mario Weller

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tander
Beiträge: 3
Registriert: So 16. Okt 2011, 20:14

F. A. Uebel Klarinetten

Beitrag von tander »

Uns wurde ein Klarinettensatz der Fa. F. Arthur Uebel angeboten. Es handelt sich um deutsche Klarinetten mit der Serien-Nr. 681/65320 und 681/65321. Auf beiden Klarinetten ist ein kleines Metallschild angebracht, auf dem steht: Wernicke Patent(?).

Ich habe nun in Ihrem Forum schon einiges über die Uebel Klarinetten nachgelesen, aber zwei bis drei Fragen habe ich doch noch: Unsere Klarinetten haben die klassische Bechermechanik, also die Klappe am Becher und keine verkürzte Mechanik. Das stimmt aber mit den Angaben zum Baujahr, lt. Seriennummer müßte es das Jahr 1965 gewesen sein, nicht überein. Auch soll der Modellwechsel früher gewesen sein, so dass 1965 das Modell 681 schon abgelöst wurde durch das Modell 682 (wenn ich das richtig gelesen habe...). Kann es sein, dass die Klarinetten früher gebaut wurden, z.B. als Auftrag, dann aber liegengeblieben sind und erst später mit der Seriennummer versehen worden sind. Und was hat es mit dem Wernicke Patent auf sich? Es gibt da einfach ein paar Ungereimtheiten...

Dr. Enrico Weller
Mitglied des Museumsvereins
Beiträge: 515
Registriert: Do 26. Jan 2006, 20:44
Wohnort: Markneukirchen

Re: F. A. Uebel Klarinetten

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Hallo Tander,

das Jahr 1964 ergibt sich bei Ihren Instrumenten eindeutig aus der Seriennummer.
Meine bisherigen Angaben hier im Forum zu den Modellen 680, 681, 682 basieren auf den Katalogen der Jahre 1964, 1968, 1981 etc.. Wenn dort einzelne Instrumente genannt sind, schließt das nicht aus, dass diese schon einige Zeit vorher im Angebot waren, denn leider kann ich nicht auf einen lückenlosen Katalogbestand der Uebel-Firmen zurückgreifen. Immerhin beweist Ihr Instrument, dass das Modell 680 offenbar bereits 1965 durch Modell 681 abgelöst wurde. Die klassische Bechermechanik war zu diesem Zeitpunkt noch üblich, die Verkürzung erfolgte später bei der 682.

Bei der Vielzahl der Uebel-Beiträge hier im Forum ist es sicherlich nicht einfach, den aktuellsten zu finden, aber so habe ich das am 05.02.2011und 22.05.2011 bei anderen Anfragen geschrieben.

Das Rätsel mit dem Wernicke-Patent kann ich auch nach einem Telefonat mit einem ehemaligen Uebel-Mitarbeiter nicht lösen. Die Fachliteratur (New Langwill Index) hält zwar einen Johann Friedrich Wilhelm Wernicke bereit. Dieser war aber im dritten Viertel des 19. Jh. in Berlin als Oboist, auch als Holz- und später noch als Metallblasinstrumentenhersteller aktiv. Das alles passt weder zum Vogtland (auch wenn Wernickes Nachfolger Julius Schetelig aus Markneukirchen kam), noch zu den 1960er Jahren bei FAU. Somit bleibt dieses Rätsel, ich würde mich freuen, wenn dazu weitere Eingebungen folgen.

Herzliche Grüße
E. Weller

tander
Beiträge: 3
Registriert: So 16. Okt 2011, 20:14

Re: F. A. Uebel Klarinetten

Beitrag von tander »

Guten Morgen, Herr Dr. Weller,

vielen Dank für Ihre Informationen. Es ist ja doch immer wieder spannend, die Geschichte eines Instrumentes zu recherchieren. Wir haben inzwischen aber auch nur herausgefunden, dass die Klarinetten einem Orchestermusiker gehört haben, der sie nach seiner Pensionierung verkauft hat.
Sie sind inzwischen beim Instrumentenbauer zur Generalüberholung und dieser ist hellauf begeistert von der Güte und auch dem Pflegezustand derselben. Ihn habe ich nach dem Wernicke Patent noch nicht gefragt, das werde ich aber tun, wenn wir die Klarinetten abholen. Ich als Nichtklarinettist war auf jeden Fall sehr angetan, als ich den Koffer das erste Mal öffnete, weil die schöne - im Wortsinn -Handwerkskunst selbst mir sofort auffiel. Auch beim Anspielen der wirklich überholungsbedürftigen Klaris waren wir angenehm überrascht über den schönen Klang und die sehr gute Intonation. Alles in allem wunderschöne Instrumente, an der unser Klarinettist sicher noch lange Freude haben wird.

Viele Grüße aus dem "Pott"

Tander

tander
Beiträge: 3
Registriert: So 16. Okt 2011, 20:14

Re: F. A. Uebel Klarinetten

Beitrag von tander »

Lieber Herr Dr. Weller,

nun erstrahlen die alten Uebels wieder in ihrem ursprünglichen Glanz.

Bei der Generalüberholung wurde auch das Schildchen poliert und nun muß ich mich korrigieren:

Es ist darauf nicht Wernicke, wie ich zunächst abgelesen zu haben glaubte, sondern Werschnik geschrieben. Der Klarinettenbauer wußte damit auch nichts anzufangen.

Ich habe daraufhin schon einmal g**gle befragt und erhielt als Antwort, dass es sich möglicherweise um Alois Werschnik aus München handelt, der zwei Patente Klarinetten betreffend angemeldet hat, das eine 1975 und das andere 1981. Beide sollen der Flexibilität der Stimmung dienen, wenn ich das richtig verstanden habe. Aber sollte denn der Klarinettist die Klarinetten nachträglich (nach immerhin mindestens 10 Jahren) dorthin (in den damals noch bösen Westen) gegeben haben (falls er einem ostdeutschen Orchester angehörte)? Das könnte ja im Umkehrschluß bedeuten, dass sie in dieser Richtung Schwächen aufwiesen und würde damit die Qualität der fast noch "alten" Uebel Klarinetten in Frage stellen. Auf jeden Fall ist heute von irgendwelchen Unstimmigkeiten im Wortsinn nichts zu bemerken und jeder Klarinettist, der sie bisher in der Hand hatte, war begeistert. Vielleicht finden Sie noch etwas mehr über Herrn Werschnik heraus.
Eine letzte Frage habe ich noch, vielleicht können Sie mir auch hier weiterhelfen. Wir benötigen für die Instrumentenversicherung eine Expertise, da wir die Klarinetten zum aktuellen Neuwert versichern möchten, damit im Schadenfall ein adäquater Ersatz beschafft werden kann. Wissen Sie, an wen man sich für solch ein Gutachten wenden kann? Noch einmal herzlichen Dank!

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