Frage zu Querflöte E. Rittershausen

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dirkster
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Registriert: So 29. Apr 2007, 20:59

Frage zu Querflöte E. Rittershausen

Beitrag von dirkster »

Sehr geehrte Damen und Herren,

von meinem verstorbenen Opa kam eine Querflöte von E. Rittershausen zum Vorschein. Da ich kein Kenner bin, erhoffe ich mir ein paar Informationen (z.B. Holz, genereller Wert, Qualität, usw.).

Die Querflöte hat die Seriennummer 5116.

Da die Querflöte über mehrere Jahrzehnte nicht gespielt wurde, stellt sich mir die Frage, was man tun kann/soll, damit sie wieder spielbar wird.

Ist Ihnen ein Flötenbauer im Raum Stuttgart bekannt, der zu empfehlen ist?
Die Flöte hat am Kopfstück einen Riss. Kann man soetwas reparieren und beeinträchtigt das die Klangqualität?

Im Voraus besten Dank für Bemühungen.
Dirk Glaser

Dr. Enrico Weller
Mitglied des Museumsvereins
Beiträge: 515
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Wohnort: Markneukirchen

Rittershausen-Flöte

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Lieber Dirk,

die Ihnen vererbte Flöte stammt aus einer Firma, die zu den bedeutendsten Flötenbauwerkstätten in der Nachfolge von Theobald Boehm gehört hat.
Genauere Angaben zu Emil Rittershausen (1852-1927) finden Sie in folgendem Aufsatz:
Ventzke, Karl: Drei deutsche Boehmflötenbauer des 19./20. Jahrhunderts - Emil Rittershausen, Berlin - Otto Mönnig, Leipzig - Carl August Schreiber, Markneukirchen, in: in memoriam Karl Burri, Bern: Müller & Schade, 2004, S. 34-41.

Dort gibt es auch einige Anhaltpunkte zur den Seriennummern der Rittershausen-Flöten. Demnach könnte Ihr Instrument um 1930 gebaut worden sein. Zu diesem Zeitpunkt gehörte die Firma der Witwe Mathilde Rittershausen, ab 1933 den Altgesellen Pleyer und Dölling.

Aufgrund des geschätzten Alters Ihrer Flöte ist anzunehmen, dass sie noch in dem tieferen Stimmton (a’ = 435 Hz) gebaut wurde. Das ist – abgesehen von den erwähnten Rissen – unbedingt zu bedenken, wenn man vorhat, das Instrument wieder spielbar zu machen. Doch hierzu müsste Sie unbedingt ein Flötenbauer beraten. Im Großraum Stuttgart gab und gibt es Werkstätten, deren Gründer u. a. aus dem Vogtland stammen, wo sich – vor Generationen – sogar Verbindungen zur Emil Rittershausen nachweisen lassen. Aber auch mit unseren Firmen in Markneukirchen können sie in Verbindung treten (s. Verzeichnis auf unserer Internetseite).
Ich will aber hier keine weitere Werbung machen, auch eine Spekulation über den Wert historischer Instrumente ist in unserem Forum nicht üblich.

Ich hoffe dennoch, dass ich Ihnen etwas helfen konnte

E. Weller

scotswind
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Registriert: Sa 09. Feb 2008, 10:49

Re: Frage zu Querflöte E. Rittershausen

Beitrag von scotswind »

Hi,

hier noch einmal E. Rittershausen:
ich habe gerade eine Holzflöte dieses Flötenbauers gekauft mit Seriennummer 2193. Leider habe ich keinen Zugriff auf den erwähnten Artikel von Ventzke. Wenn Sie eine Idee haben, wann die Flöte gebaut wurde, würde ich mich sehr freuen. Was mich an dem Instrument auch sehr fasziniert ist die Bauweise des Kopfstücks ... sieht mir eher ungewöhnlich aus für diese Zeit!?

herzliche Grüße,

Eva
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Dr. Enrico Weller
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Re: Frage zu Querflöte E. Rittershausen

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Liebe Eva,

Karl Ventzke gibt in seinem Artikel folgende grobe Zuordnung der Seriennummern. Nr. 1000 ca. 1896, Nr. 3500 ca. 1908. Sie dürfen also davon ausgehen, dass Ihr Instrument kurz nach 1900 gebaut wurde.
Das Kopfstück hat offenbar einer Mundlochplatte aus Holz (herausgearbeitet oder aufgesetzt?) oder Hartgummi. Das sieht man zwar nicht aller Tage an Holzboehmflöten, aber gelegentlich wurde das so gebaut bzw. auch in den Katalogen (z. B. Carl August Schreiber) so angeboten.

Soweit herzliche Grüße
E. Weller

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