Welcher Geigenbauer signierte mit C*F*G ?

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Berne Hausmann
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Welcher Geigenbauer signierte mit C*F*G ?

Beitrag von Berne Hausmann »

Grüezi liebe Freunde in diesem Forum - Grüss Gott, Johannes Meinel
Aus Graubünden habe ich als Musik-und Instrumentalfreund durch eine neulich erworbene alte Geige, die den Brandstempel C*F*G an der Oberseite des Bodens unterm Plättchen trägt, zu Euch hierher gefunden. Den Ausführungen von Johannes über die Geigenbauer Friedrich August Glaß und Johann Christoph Glaß entnehme ich, dass er offenbar sehr detailliert Bescheid weiss über die Glass-Dynastie. Ein guter Freund meint, dass meine Geige entweder aus der Werkstatt des Carl Friedrich Glass, Klingenthal ca.1780/1790 oder eher von Christian Friedrich Glass, ca.1815, dem späteren Bogenmacher in Klingenthal stammen könnte. Der Hals ist nicht geschäftet und die Halslänge vom Obersattel bis Deckenrand beträgt 13,5 cm - es handelt sich also nicht um eine Kurzhalsgeige. An dem ehrwürdigen Instrument hat der Zahn der Zeit heftig genagt, der Lack ist sehr stark beschädigt und die Geige hätte eine gründliche, werkgetreue und liebevolle Revision nötig. Vielleicht klingt es ja ein bisschen verrückt – aber könnt ihr verstehen, dass ich die Geige ganz gerne in die Hände eines Geigenbauers geben würde, der ein Geigenbauer und Nachfahre der Familie Carl Friedrich oder Christian Friedrich Glass ist ? Wenn solches nicht möglich ist, dann sollte das Instrument in die Hände eines Geigenbauers, der es authentisch revidiert.
Wer kennt sich aus und könnte sachdienliche Empfehlungen geben?
Sonnige Grüsse aus Tiefencastel - Berne

Johannes Meinel
Museumsmitarbeiter
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Beitrag von Johannes Meinel »

Hallo Herr Hausmann,
zunächst erst einmal zum Signum C F G. Laut Dr. Bernhard Zoebisch ("Vogtländischer Geigenbau" bis 1850) stammt das Brandzeichen von Christian Friedrich Glass; und da gibt es gleich vier Geigenmacher und vier Bogenmacher in diesem Zeitraum (ca. 1750-1820). Als Geigenmacher gab es zum einen C.F. Glass: 1.5.1770-6.11.1839 in Untersachsenberg; C.F. Glass: 4.5.1781-7.11.1850; C.F. Glass: 8.10.1810-14.9.1842 in Untersachsenberg/Klingenthal und C.F. Glass: 12.1.1814-9.11.1859 in Klingenthal. Aber welcher von den vieren ist mir auch nicht klar. Viel mehr, außer Angaben zur Heirat und dem Vater , ist in diesem Buch auch nicht aufgeführt. Von Nachkommen im Geigenbau ist mir leider auch nichts bekannt. Auf jedenfall existiert keine direkte Linie der Familie Glass mehr, die in diesem Handwerk tätig ist. Es gibt sicher viele Geigenmacher, die Ihr Instrument wieder restaurieren können. Auch in der schönen Schweiz sind diese zu finden. Vielleicht fragen Sie mal bei Claus Tauscher in Winterthur an (die genaue Adresse habe ich leider nicht), der stammt aus unserem Musikwinkel und die "Vogtländische Handschrift" bei der Wiederherstellung der Geige wäre somit gesichert. Tauscher (Jahrgang 1936) hat in seinem Leben schon für viele renomierte Firmen gearbeitet; so z.B. für Hans Schmidt in Mittenwald, W. Wurlitzer (Zürich), John Chapin und Rudolf Schmoll (USA) und auch für Hug in Zürich. Seit 1972 ist er in Winterthur selbständig. Es ist ein erfahrener Geigenmacher, der Ihnen sicher weiter hilft. Ich hoffe Winterthur ist nicht allzu weit von Ihnen entfernt. -Mehr zu diesem Thema kann ich leider nicht schreiben, aber vielleicht weiß ja ein Geigenmacher mehr und schreibt noch etwas in diesem Forum.
Viele Grüße in die Schweiz von
Hannes

Berne Hausmann
Beiträge: 5
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Glück mit einer C.F.Glass-Geige und einem C.F.Glass-Bogen

Beitrag von Berne Hausmann »

Lieber Hannes

an den glücklichen Momenten eines Geigenliebhabers und Musikfreundes will ich Euch teilhaben lassen und eine hocherfreuliche Rückmeldung geben:
hier im Forum habe ich nach den mysteriösen Spuren einer Geige geforscht, die ich im Mai letzten Jahres bei Ebay ersteigert hatte. Johannes Meinel gab mir vor 7 Monaten wertvolle Hinweise zu dieser C*F*G signierten Geige - ein Werk aus der Geigenbauer-und Bogenmacher-Familie Carl Friedrich oder Christian Friedrich Glass.

Ein guter Freund unserer Familie, ein Multitalent - ehemaliger Musiklehrer, Dirigent eines Jugendorchesters und Geigenbauer aus dem Südbadischen - hat die besagte Geige gesehen und auf Anhieb erkannt, dass es sich um ein wertvolles Instrument handelt, welches die voigtländische Handschrift trägt. Er hat das arg vernachlässigte gute Stück, dessen Lack sehr stark beschädigt und abgewaschen war, gründlich, liebevoll und meisterlich revidiert. Nun erstrahlt diese Geige nicht nur optisch in neuem matten Glanz, wie eine alte Meistergeige, sondern sie klingt auch so. -
Und nicht genug der glücklichen Fügungen: im Tausch gegen zwei Geigenbögen aus neuerer Zeit bekam ich von meinem Freund aus dessen Bogensammlung einen Original-Geigenbogen von Christian Friedrich Glass !

Falls es zufällig jemanden im Forum gibt, der auch eine Glass-Geige besitzt, könnten wir in Kontakt treten und Bilder austauschen und später reale Klangerlebnisse bei einem zukünftigen Besuch. Wenn ich nach Markneukirchen komme, dann werde ich gewiss Euer Museum besuchen.

Nochmals vielen Dank an Hannes -
Seid herzlich gegrüsst aus dem Bündnerland

Berne Hausmann

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