Schmidt'sche Violinen

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Dr. Enrico Weller
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Schmidt'sche Violinen

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Lieber Udo,

heute möchte ich eine Frage über das Forum an dich richten, so dass evtl. noch weitere Ideen dazu möglich sind.

In alten Unterlagen zum Messehandel habe ich in den 1840er Jahren mehrfach die Bezeichnung „Schmidtsche Violine“ gefunden. Ein Hinweis auf einen Hersteller scheidet m. E. aus, denn das gibt es in diesem Handelsbuch an keiner anderen Stelle.

Abgesehen von Firmen des Namens Schmidt ist der einzige, der bei Geigen-Modellen möglich scheint, 1873 anlässlich der Weltausstellung in Wien erwähnt, wo auch unsere Markneukirchner Heinrich Theodor Heberlein sehr erfolgreich war, aber das nur am Rande. Dort werden die neuen „patentierten Schmidt’schen Wirbel“ beschrieben (Amtlicher Bericht von Oscar Paul, S. 85), die ich mir als Bassmechanik an einer Geige vorstelle.
Aber welchen Schmidt meinte man dann schon 30 Jahre früher? Eine Reverenz an die damals in Kassel tätigen Geigenmacher Schmidt?

Viele Grüße
Enrico

Udo Kretzschmann
Geigenbaumeister
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Re: Schmidt'sche Violinen

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Lieber Enrico,

es tut mir sehr leid, aber eine "Schmidtsche Violine" ist mit bisher noch nicht untergekommen und auch die Bezeichnung war mir bislang unbekannt. In der Literatur sind zwar einige geigenbauende Schmidt zu finden, die meisten wurden aber später geboren. Außerdem fehlen mir bei den wenigen älteren Kollegen Beschreibungen der Instrumente, die einen solchen Eigennamen wie "Schmidtsche Violine" rechtfertigen würden.

Ich komme mit Deiner Beschreibung nicht ganz klar. Zum einem schreibst Du, Deines Erachtens scheidet aus, daß es sich um einen Hersteller "Schmidt" handelt. Dann sprichst Du aber doch vom Kassler (J. G.) Schmidt, der ja aber Geigenbauer also Hersteller war?

Kann man denn aus dem Kontext nicht erkennen, um was es sich bei der "Schmidtschen Violine" handelt? Du weißt ja, daß ich mich mit Stelzner einigermaßen ausführlich befaßt habe. Kann der Herr Schmidt eventuell auch ein Physiker gewesen sein, der eine spezielle Geige entwickelt hat? Mit einer Patentrecherche kam ich da aber auch zu keinen Ergebnissen.

Mußte es denn ausgerechnet ein Schmidt sein... Der Name ist ja nun wahrlich nicht selten. Nur Markneukirchen können wir, zumindest nach meinen Informationen ausschließen, da vor 1840 hier Schmidts geschneidert, gegürtlert und im Wald gearbeitet sowie Mundstücke und etwa ab dieser Zeit auch Metallblasinstrumente verfertigt haben, aber noch keine Geigen.

Von den Schmidtschen Wirbeln habe ich mal ein Bild gesehen, das sind mehr Mechaniken denn Wirbel. Du hast sie Dir richtig vorgestellt.

Viele Grüße

Udo

Dr. Enrico Weller
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Re: Schmidt'sche Violinen

Beitrag von Dr. Enrico Weller »

Lieber Udo,

zwar könnten wir uns auch außerhalb des Forums unterhalten, aber mit dem Eintrag hier gibt es vielleicht die Chance, dass noch weitere Ideen beigesteuert werden.

Deshalb noch einige Erklärungen:

Die Nennung der Schmidt'schen Violine erfolgte 1844 beim Verkauf auf der Braunschweiger Messe. Dieses Attribut gibt es dort bei 14 von 160 genannten Geigen, bei den anderen steht nur „Violin“, „ff Violin“, „¾ Violin“, „gelbe Violin“, „große Violin“. Im Preis gab es auch keine wesentlichen Unterschiede.

Diese Geigen waren alle Handelsware einer Markneukirchner Firma, aber für unseren Ort scheidet zum damaligen Zeitpunkt ein Geigenmacher Schmidt aus. Dass man nun die Erzeugnisse aus Kassel in derselben Preiskategorie wie die Vogtländer angeboten hat (das Stück für 1Taler und 12 Groschen), ist auch nicht wahrscheinlich.

Also: Alles offen.

Viele Grüße
Enrico

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