Geige von Ernst Heinrich Roth 1927?

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milestones
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Geige von Ernst Heinrich Roth 1927?

Beitrag von milestones »

Hallo,


Auf der Suche nach einer Geige für meine Tochter habe ich ein Instrument von Ernst Heinrich Roth aus Markneukirchen gefunden. Sie hat einen Brandstempel und der Geigenzettel lautet auf: Ernst Heinrich Roth Markneukirchen i/s. und ist auf das Jahr 1927 datiert.
Meine Frage bezieht sich auf die Schnecke: sie ist im Vergleich zu den Schnecken anderer Geigen, die wir angespielt haben recht groß geraten. Lässt das Rückschlüsse auf eine maschinelle Herstellung zu? Gab es in den 20-er Jahren überhaupt schon maschinell hergestellte Schnecken? Außerdem frage ich mich, ob der Brandstempel auf ein Meisterinstrument schließen lässt, oder ob die Geige auch aus der gemeinsamen Werkstatt mit Gustav August Ficker stammen könnte?

Vielen Dank für die Hilfe und viele Grüße,
milestones

JGGuetter
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Re: Geige von Ernst Heinrich Roth 1927?

Beitrag von JGGuetter »

Ich habe bisher erst eine Geige von Ernst Heinrich Roth in der Hand gehabt, an eine übergroße Schnecke kann ich mich dabei nicht erinnern. Die Geige hatte vor allem einen wunderschönen Lack und war ordentlich geabeitet, klanglich war sie mir zu Facettenarm, ich hatte zu wenig Einfluss auf den Klang.
Steht auf dem Zettel, nach welchem Modell sie gearbeitet wurde? Er hat meines Wissens nach Guarneri oder Stradivari gebaut und das auch vermerkt.

Ich bin sehr auf die Antwort des Fachpersonals gespannt! Eigentlich hätte ich erwartet, dass man der Schnecke ansieht, ob sie gestochen oder gefräßt wurde.

Viele Grüße
Marc

milestones
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Re: Geige von Ernst Heinrich Roth 1927?

Beitrag von milestones »

JGGuetter hat geschrieben: Eigentlich hätte ich erwartet, dass man der Schnecke ansieht, ob sie gestochen oder gefräßt wurde.

Woran erkennt man das? Ich habe ein paar Schnecken verglichen, mir als Laien ist aber bis auf die Größe nichts aufgefallen.

Es handelt sich um eine Guarneri Kopie.

Viele Grüße,
milestones

Udo Kretzschmann
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Re: Geige von Ernst Heinrich Roth 1927?

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo Meilenstein,

Est einmal zu einem grundsätzlichen Irrtum. 1926 firmiert Ernst Heinrich Roth in de Witts Welstadressbuch mit "Streichinstrumenten-Fabrik und Musikinstrumenten-Versand". Er selbst wird da also kaum eine Geige gefertigt haben. Das war bei vielen der bekannten Markneukirchner Firmen dieser Zeit so. Heberlein, Dürrschmidt und wie sie alle hießen, die hatten alle viele Leute sitzen oder bezogen die Instrumente von nahezu namenlosen kleinen Handwerkern unserer Stadt. Halbfabrikate wurden oft aus Böhmen bezogen.

Ja, meines Wissens gab es da schon vorgefräste Schnecken, vorgefräste Decken und Böden auf alle Fälle! Ob und bei welchem Sortiment dann komplett handgefertigte Teile verwendet wurden, entzieht sich natürlich meiner Kenntnis.

Allein eine etwas groß geratene Schnecke besagt bezüglich Fräsen überhaupt nichts. Fräser-Spuren wären da eher ein Hinweis. Aber eine vorgefräste Schnecke kann ja auch komplett nachgestochen worden sein. Dann sieht man halt nichts mehr vom Fräsen. Ist dies dann eine handgefertigte Schnecke, oder nicht? Das ist wohl schon mehr eine philosophische Frage. Gerade Schnecke kamen aber auch in riesigen Stückzahlen aus Schönbach in Böhmen.

Ich habe aber auch eine Frage: Woher stammt die Information einer Zusammenarbeit mit (oder Zuarbeit von?) Gustav August Ficker? Ist dies belegt?

Mit freundlichen Grüßen

Udo

milestones
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Re: Geige von Ernst Heinrich Roth 1927?

Beitrag von milestones »

Hallo Udo,

vielen Dank für die Mail. Sie war sehr informativ.

Ich schicke hier den Link von der Seite, von welcher die Information bezüglich G.A. Ficker stammt. Ob die Aussage belegt ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

http://www.corilon.com/shop/de/info/ern ... -roth.html

Viele Grüße,
milestones

Udo Kretzschmann
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Re: Geige von Ernst Heinrich Roth 1927?

Beitrag von Udo Kretzschmann »

Hallo milestones,

danke für den Link!

Ja, das ist also wirklich belegt, da hab ich leider nicht gut genug recherchiert. Tut mir leid. :pardon:

Das hätte ich auf der offiziellen Firmenseite auch erfahren können. Dort schreibt man auch darüber in der eigenen Firmengeschichte.

Gruß

Udo

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